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Zahl der Betriebsräte in der IT-Branche nimmt zu

Die derzeit viel beachteten Gründungen von Betriebsräten in sogenannten „New Economy“-Betrieben sind weder Einzelfälle noch auf Krisenbereiche begrenzt, wie das Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf mitteilte. „In der IT-Branche etwa, die ja hinsichtlich Umsatz, Gewinn und Beschäftigungsentwicklung überdurchschnittlich positiv eingeschätzt wird, nimmt schon seit mehreren Jahren die Zahl der Betriebsräte zu,“ erklärte WSI-Expertin Gudrun Trautwein-Kalms.

Dies zeige eine aktuelle repräsentative Befragung von über 200 Betriebsräten in der IT-Branche. Damit seien schätzungsweise mehr als die Hälfte aller Betriebsratsgremien in diesem Bereich erfasst. Befragt wurden Softwarebetriebe, aber auch gemischte Hard- und Softwarebetriebe, sowie Telekommunikation, Multimedia und sonstige Geschäftsbereiche.

Insbesondere in jüngerer Zeit seien mehr Betriebsräte gegründet worden. Die Hälfte der Betriebsräte sei in den letzten zehn Jahren, ein Drittel erst in den vergangenen fünf Jahren gewählt worden. Allerdings seien nur knapp 20 Prozent der Firmen mit Betriebsräten ebenso jung. „Das heißt, bislang betriebsratsfreie ältere IT-Betriebe haben hier anscheinend einen recht großen Nachholbedarf ,“ so Trautwein-Kalms. „Im Durchschnitt lag die Wahlbeteiligung bei der letzten Betriebsratswahl im Frühjahr 1998 um 77 Prozent und ist somit der Wahlbeteiligung in anderen Branchen vergleichbar. Die allgemeine WSI-Betriebsrätebefragung 1999/2000 in der Privatwirtschaft weist eine durchschnittliche Wahlbeteiligung von 79 Prozent aus.“ Dies widerspreche der oft geäußerten Vermutung, die neuen Angestellten lehnten eine gemeinsame Interessenvertretung auf Basis des Betriebsverfassungsgesetzes ab.

In über zwei Drittel der Betriebsratsgremien gibt es gewerkschaftlich organisierte Mitglieder. Auch hier zeige sich besonderes Engagement in den jungen Gremien: Während im Schnitt über die Hälfte der IT-Betriebsratsmitglieder gewerkschaftlich organisiert ist, liegt der Anteil in den nach 1996 gegründeten Betrieben noch darüber. Der verstärkte Wunsch neuer IT-Betriebsräte an gemeinsamer Interessenvertretung und Beratung lässt sich auch daran ablesen, dass fast 90 Prozent Kontakte zu einer Gewerkschaft pflegen. In der übrigen Privatwirtschaft sind dies zehn Prozent weniger. 83 Prozent der neuen
Betriebsräte beurteilen diesen Kontakt als gut bis sehr gut. Damit schätzen sie die Kontakte noch besser ein als der Durchschnitt der Betriebsräte in IT-Unternehmen (68 Prozent).

„Wir haben keine Angaben über die Gesamtzahl betriebsratsfähiger Betriebe in der IT-Branche. Aber wir vermuten, dass das Potential für weitere Neugründungen von Betriebsräten noch beträchtlich ist,“ so die WSI-Expertin. Hindernisse sind nach Einschätzung der befragten Betriebsräte die allgemeine Unkenntnis über die Aufgaben von Betriebsräten sowie die kleinbetriebliche Struktur und die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung (hohe Fluktuation und ständige Reorganisation). Gut ein Viertel der Betriebsräte berichtet, dass sich die Arbeitgeber gegen Betriebsratswahlen stellen und sie zu verhindern suchen.

ZDNet.de Redaktion

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