Internet-Casinos sind für die Glücksspiel-Branche das Geschäft der Zukunft, doch ausgerechnet Las Vegas darf bisher nicht mitspielen. Online-Wetten sind in den USA genauso verboten wie das Glücksspiel per Telegraf oder Telefon. Eine Änderung dieser Lage deutet sich jetzt aber an: Das Parlament des Bundesstaates Nevada schuf die Voraussetzungen dafür, dass Las Vegas sofort loslegen kann, wenn Washington grünes Licht gibt und zuverlässige Zugangsfilter zur Verfügung stehen. „Glücksspiele im Internet sind im Kommen, und Nevada will und kann sich da nicht in den Weg stellen“, sagt Mark James, der für Las Vegas im Senat des Bundesstaates sitzt.
Weil das Parlament von Nevada nur einmal alle zwei Jahre zusammentritt, sei es notwendig gewesen, jetzt schon gesetzgeberisch tätig zu werden. Mit der einzelstaatlichen Erlaubnis sind jedoch viele Wenns und Abers verbunden. Zum Beispiel muss erst technisch geklärt werden, wie Minderjährige oder Bürger von Ländern, in denen Online-Wetten verboten sind, aus den Internet-Casinos herausgehalten werden können.
Wird das virtuelle Glücksspiel in den USA freigegeben, dann winken Nevada satte Steuereinnahmen. 6,5 Prozent der Wettbeträge fließen in den Staatssäckel des Bundesstaates. Analysten schätzen den Umsatz von Online-Wetten für 2002 auf drei bis fünf Milliarden Dollar. Bislang kontrollieren 1400 bis 1800 Websites mit Sitz in der Karibik das Geschäft. Deren Kunden leben größten Teils in den USA, wie die Branche vor ihrer diesjährigen Messe in Toronto berichtete.
Für die Offshore-Anbieter ist die Aussicht, Las Vegas als Konkurrenten zu bekommen, nicht gerade erfreulich. „Wenn Nevada auf legale und sichere Art online geht, dann geht es vielen kleinen Websites an den Kragen“, sagt Frank Fahrenkopf von der Vereinigung der US-Glücksspielbranche in Washington. Die Casinos aus Las Vegas hätten den Vorteil, legal zu sein, Gewinne zuverlässig auszuzahlen und auch in der realen Welt außerhalb des Internets zu existieren. „Die ganze Sache bekommt das Gütesiegel von Nevada, und das ist ein enorm wertvolles Markenzeichen“, meint Senator James. Doch auch die Gegner des virtuellen Glücksspiels formieren sich.
Online-Wetten leisteten der Spielsucht geradezu Vorschub, warnt Tom Tucker vom Rat für Problemspieler in Palm Springs in Kalifornien. Zwischen dem Drang nach dem Spiel und dem Einsatz von Geld liege nur ein Mausklick. Schon jetzt sind rund 20 Millionen Menschen in den USA spielsüchtig oder suchtgefährdet. John Baptist ist eines der Opfer dieser „Glücksspirale“. Die Frau des Elektrikers aus San José verspielte innerhalb eines Jahres 30.000 Dollar (35.428 Euro / 69.291 Mark) auf ihrem Heimcomputer. An einem Nachmittag im Oktober 2000 fand Baptist seine Frau tot im Wagen. Sie hatte sich mit Medikamenten und Abgasen umgebracht.
„Online-Spiel ist als stünde eine Slot-Maschine im Wohnzimmer“, sagt der Elektriker. „Es ist so einfach und läuft so verdammt versteckt ab.“ Das Internet werde die Hemmschwelle für Spieler weiter senken, befürchten Kritiker. James lässt dieses Argument nicht gelten. „Die Leute können nach allen möglichen Dingen süchtig werden“, sagt der Senator aus Las Vegas. „Aber deshalb darf man doch nicht einer gesamten Industrie die Fesseln anlegen.“
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