Visorphone – ein teures Spielzeug

KOMMENTAR – Handy und PDA gehören heute bereits zur Serienausstattung eines Geschäftsmannes. Will man jedoch auf eins von beiden Geräten verzichten, hat man ein Problem. Drei Stunden Dauergespräch müssen dann eben reichen. Dieser Auffassung ist zumindest der Handheld-Hersteller Handspring (Börse Frankfurt: HS9). Denn das neue Springboard-Modul Visorphone, das gestern in München für den europäischen Markt vorgestellt wurde, schafft genau diese rechnerische Dauergesprächszeit; und das bei einem maximalen Standby-Atem von angeblich 72 Stunden.

Komisch: Denn herkömmliche Nokia-Geräte (Börse Frankfurt: NOA3) oder Siemens-Mobilteile (Börse Frankfurt: SIE) kommen bei rund 240 Stunden Erreichbarkeit gerade mal auf vier Stunden Dauergespräch. Entweder versteht es der PDA-Hersteller den Akku des Visorphones effektiver zu nutzen, oder das Gerät versagt beim ersten Test.

Auch beim Preis von 999 Mark werden dem Technik-Freak nicht gerade die Augen überlaufen. Zumal das Gerät nur eine Add-On-Karte für den PDA ist. Zwar beherrscht das Telefon laut dem Handspring-Produktmanager Eric Tholomé sowohl den europäischen Standard von 900 MHz als auch den in den USA vorherrschenden Frequenzbereich von 1900 MHz, doch die wichtige GPRS-fähigkeit fehlt.

Der Hersteller glaubt, dieses Manko durch ein eingebautes Sprach- und Datenmodem mit einer maximalen Übertragungsrate von 14,4 KBit/s ausgleichen zu können. Doch die Stärke eines Smartphones liegt in der perfekten Abstimmung von Telefonfunktion, schneller Datenübertragung, Ausdauer und der PDA-Funktion.

Instant Messaging heißt die Killer-Applikation im Mobile Business der Zukunft. Doch macht das nur Sinn bei GPRS. Das Visorphone setzt hier doch lieber auf Altbewährtes und damit auf SMS, E-Mail, sowie recht zähen WAP- und Web-Zugang. Mit einem adaequaten GPRS-fähigen Gerät kann man bei Handspring erst im nächsten Jahr rechnen.

Um Carrier für den deutschen Markt, mit denen der Kunde das Visorphone preiswerter erwerben könnte, war der Hersteller verlegen. Bleibt also vorerst das Loch im Geldbeutel. Zum „ausgeprägten Preis-Leistungs-Verhältnis“ meinte der Produktmanager gegenüber ZDNet nur: „Wir wissen, dass der Preis noch recht hoch liegt.“

Konkurrent Palm (Börse Frankfurt: PLV) und Handspring liefern sich seit einigen Wochen einen Preiskampf in allen Produktklassen. Handspring verfolgt, wie viele andere Hersteller auch, dabei die Politik, schnell neue Produkte auf den Markt zu werfen, um nicht langsamer als die Konkurrenz zu sein. Doch wäre es nicht gerade in einer schweren Zeit wie diesen, wo der Markt mit Produkten überschwemmt ist, sinnvoller, nützliche, preis-leistungsgerechte Alltagsprodukte anzubieten?

Der Kunde kommt sich mittlerweile sowohl von den Handheld-Herstellern als auch den Handy-Produzenten verlassen vor. Sinnvolle Lösungen für das mobile Business gibt es bisher kaum. Nokia hat als Einziger mit dem Communicator 9210 einen passenden Ansatz für ein Telefon und PDA in Einem gefunden, der alltagstauglich und auf dem Markt ist. Für alle anderen heißt es: Sowohl das Handy als auch den PDA mitschleppen.

Kontakt:
Handspring, Tel.: 0699/5307302 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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