Der französische Staat will seine Mehrheit beim Telefonriesen France Télécom (Börse Frankfurt: FTE) bis zu den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im nächsten Frühjahr nicht aufgeben. Eine Verringerung des Staatsanteils auf weniger als 50 Prozent sei von der regierenden Linkskoalition „nicht vorgesehen“, stellte am Donnerstag ein Vertreter des Pariser Finanzministeriums klar.
Die Tageszeitung „Libération“ hatte zuvor unter Berufung auf einen Regierungsvertreter berichtet, der Mehrheitsanteil werde nur noch aus „dogmatischen Gründen“ aufrecht erhalten. Derzeit hält die Pariser Regierung einen Anteil von 55,5 Prozent an France Télécom.
Das Unternehmen verzeichnet einen rasanten Kundenzuwachs von 57,2 Millionen Ende März 2000 auf 83,2 Millionen Ende März 2001, ist aber mit mehr als 50 Milliarden Euro (rund 98 Milliarden Mark) extrem hoch verschuldet. Um den Staatsanteil bei France Télécom auf weniger als 50 Prozent zu verringern, müsste ein Gesetz von 1996 verändert werden.
France-Télécom-Chef Michel Bon sagte als Reaktion auf den Zeitungsbericht, dahinter stehe ein Versuch, „politischen Streit vom Zaun zu brechen“. Laut „Libération“ greift jedoch im Umkreis von Premierminister Lionel Jospin die Ansicht um sich, dass die Schwelle von 50 Prozent irgendwann unterschritten werden müsse.
France Télécom ging 1997 an die Börse. Teile von Jospins Linkskoalition sind strikt gegen weitere Privatisierungen. So war im April eine Kapitalöffnung beim staatlichen Gasunternehmen Gaz de France am Widerstand der Kommunisten gescheitert. Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich sollen im kommenden April und Mai abgehalten werden, die Parlamentswahlen anschließend.
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