Der angeschlagene Chip-Hersteller Infineon (Börse Frankfurt: IFX) will bis zu 60 Millionen neue Aktien ausgeben. Mit der Ausgabe der Anteilsscheine hoffe das Unternehmen auf bis zu 1,7 Milliarden Euro (3,3 Milliarden Mark) frisches Kapital für Investitionen, Firmenkäufe und die Tilgung kurzfristiger Schulden, sagte Unternehmenschef Ulrich Schumacher am Montag in München.
Schumacher bestätigte zugleich eine Bürgschaft des Bundes für den Aufbau der neuen Chipfabrik in Dresden in Höhe von 450 Millionen Mark (230 Millionen Euro). Infineon müsse jetzt die Bedingungen schaffen, um im nächsten Chip-Zyklus erfolgreich zu sein, wies Schumacher Kritik von Experten am Zeitpunkt der Aktienausgabe zurück. „In dem Moment, wo der Aufschwung da ist, ist es zu spät zu investieren.“ ´
Ziel der Aktienemission, die am 13. Juli erfolgen soll, seien vor allem längerfristig planende institiutionelle Anleger wie Banken oder Aktienfonds. Angesichts des dramatisch gesunkenen Aktienkurses rechnete Schumacher nicht damit, dass sich viele Privatanleger für die neuen Aktien begeistern könnten. Das Unternehmen gehe „leider nicht von allzu großer Nachfrage in diesem Kreis aus“.
Der Anteil der Mutterfirma Siemens (Börse Frankfurt: SIE) an Infineon wird nach Angaben des Unternehmens durch die Aktion von derzeit 56 auf 51 Prozent fallen. In Dresden will der Halbleiter-Hersteller hochmoderne DRAM-Speicherbausteine produzieren. Dadurch sollen in Sachsen 1100 neue Arbeitsplätze entstehen. Als Gesamtkosten für das Projekt sind den Angaben zufolge knapp eine Milliarde Mark veranschlagt.
Neben den 1100 Arbeitsplätzen in der Fabrik erhofft sich das Bundesland Sachsen den Angaben zufolge weitere neue Stellen in der Zulieferindustrie. Mit dem Bau des Werkes werde Infineon gegenüber Mitkonkurrenten auf dem Weltmarkt einen zeitlichen Vorsprung von mehr als einem Jahr erhalten. Sachsen unterstützt das Projekt mit rund 180 Millionen Mark (92 Millionen Euro) Investitionszuschüssen.
Schumacher wollte angesichts der weiter unübersichtlichen Lage auf den Halbleitermärkten weitere Entlassungen „nicht hundertprozentig“ ausschließen. Infineon hatte Ende April angekündigt, wegen der Flaute im Mobilfunk- und Netzwerkbereich weltweit 6100 Stellen zu streichen. Ende vergangenen Jahres hatte das Unternehmen noch 29.000 Mitarbeiter beschäftigt. Schumacher verwies darauf, dass Experten spätestens in der ersten Jahreshäfte 2002 wieder mit einem Anziehen der Nachfrage auf den Halbleitermärkten rechneten.
Infineon steckt derzeit tief in der Krise. So sprach das Unternehmen vor kurzem eine Gewinnwarnung für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2001aus. Das Ergebnis werde demnach signifikant von der weiter verschlechterten Situation des Halbleitermarktes beeinträchtigt.
Der Preisverfall und einmalige Abschreibungen auf Lagerbestände werden einen negativen Einfluss auf das Geschäftsergebnis von Infineon im dritten Quartal haben, ließ das Unternehmen verlauten. Daher rechne das Unternehmen mit einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vorquartal um bis zu 30 Prozent und einem Verlust vor Steuern und Zinsen von bis zu 600 Millionen Euro.
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