„Unsere Häuser dürfen nicht verstrahlt werden“, sagt Detlev Suminski. „Wir haben Angst vor gesundheitlichen Schäden durch zu viel Elektrosmog“, fügt der Vertreter der Bürgerinitiative gegen Funkfeststationen in Fredersdorf hinzu. Nicht nur in der brandenburgischen Kleinstadt machen sich die Bewohner Sorgen wegen elektromagnetischer Strahlung durch Handys und Mobilfunkmasten. Bundesweit wurden bereits zahlreiche Bürgerinitiativen gegründet, um gegen die drohende Strahlenbelastung der mehr als 40.000 geplanten Mobilfunkmasten bis zum Jahr 2003 zu protestieren.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) kündigte daraufhin am Wochenende an, er wolle Gesundheitsrisiken, die von Mobilfunkstrahlen ausgehen können, mit einer Reihe von Vorsorgemaßnahmen verringern und Kommunen in die Entscheidung über die Standorte von Sendemasten mit einbeziehen.
Eine Strahlenschutzkommission prüfe derzeit mögliche Maßnahmen, teilte das Umweltministerium zu der Ankündigung Trittins mit. Die derzeit gültigen Grenzwerte seien nicht geeignet, um alle Gesundheitsrisiken auszuschließen, sagte der Abgeordnete Winfried Hermann (Grüne) auf einer Anhörung im Bundestag am Montag in Berlin. Hermann verwies zur Begründung auf eine Studie des Instituts für Sozial-Ökologische Forschung und Bildung (ECOILOG) in Hannover, wonach Gesundheitsschäden bei Handy-Nutzern und Anwohnern in der Nähe von Sendemasten möglich sind.
Die von der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) in Auftrag gegebene ECOLOG-Studie ergab Hinweise auf Missbildungen bei Tieren, Schlafstörungen, Störungen des Hormonhaushalts und krebsfördernde Wirkungen im Zusammenhang mit der Nutzung von Handys.
Neue Mobilfunkgeräte könnten die Strahlenbelastung bereits erheblich begrenzen, erklärte Hermann. „Wir fordern also nichts, was technisch nicht erreicht werden kann.“ Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) appelliert an die Bundesregierung, mehr vorsorgenden Verbraucherschutz zu leisten.
Ein Teil der vom Bund für die Versteigerung der UMTS-Lizenzen eingenommenen hundert Milliarden Mark (rund 51 Milliarden Euro) sollte für weitere Forschungen über die Wirkungsweisen und gesundheitlichen Langzeitfolgen durch die elektromagnetischen Strahlen verwendet werden, erklärt der DStGB.
Die Bevölkerung müsse beim Aufbau des Mobilfunkstandards UMTS generell mehr informiert werden, fordert Joachim Gertenbach vom Bundesverband gegen Elektrosmog. „Es ist unmöglich, dass Anwohner im Vorfeld nichts von dem Bau eines Sendemastes wissen.“ In Wohngebieten und anderen sensiblen Bereichen wie in der Nähe von Krankenhäusern und Kindertagesstätten dürften zudem keine Masten errichtet werden, sagt Gertenbach. Weniger Anlass zur Sorge sehen offenbar die Mobilfunkbetreiber selbst. Es sei selbstverständlich, dass jeder Mobilfunkanbieter „den Schutz der Gesundheit gewährleistet“, sagte Michael Schüller von Mannesmann bei der Bundestags-Anhörung.
Die Ängste in der Bevölkerung seien daher unbegründet. Eine Grenzwertreduzierung hält der Koordinator der sechs größten deutschen Mobilfunkbetreiber für wenig sinnvoll: „Wenn wir jetzt die Strahlenwerte senken, verunsichern wir die Bevölkerung noch mehr“, erklärte Schüller. Seinen Angaben zufolge kamen Experten bislang zu dem Ergebnis, dass die aktuellen Grenzwerte die Bevölkerung nicht schädigen könnten. Dennoch fühlen sich die Menschen von den Mobilfunkmasten in der Landschaft zunehmend bedroht.
Aktuelles und Grundlegendes zum Universal Mobile Telecommunication System bietet ein News-Report zum Thema UMTS.
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