Der Anbieter von alternativen Top-Level-Domains, Beatnic, will jetzt ein deutsches Root Server System als Gegenentwurf zum herkömmlichen Internet errichten. Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, hat die Organisation Boroon den ersten Root Server am gestrigen Montag um 15 Uhr im Netz von MCI Worldcom in Betrieb genommen.
Beatnic setzte bisher auf zwei verschiedene Wege um die inoffiziellen Top Level-Domains (TLD) für möglichst viele Surfer erreichbar zu machen: „Entweder die Internet-Provider tragen in Ihren Domain-Name-Servern unsere Adressen zusätzlich ein oder die User benutzen statt des DNS-Servers Ihres Providers einen von unseren DNS-Servern“, erklärte Cube-Geschäftsführer und Beatnik-Initiator Pascal Bernhard während der CeBIT gegenüber ZDNet.
Somit funktioniert Beatnics System ähnlich wie das von Name.Space Inc. von Paul Garrin. Garrin hat nach eigenen Angaben über 18.000 Adressen für die von der Icann nicht unterstützte Top Level Domain „.web“ registriert. Dieses „andere Internet“ ist ähnlich wie das von Beatnic über alternative DNS-Server erreichbar. Allerdings können nicht alle User den DNS-Server ihres Providers frei wechseln und sind somit ausgeschlossen. Garrin wollte sein „.web“-System nachträglich von der Icann legalisieren lassen, war damit aber vergangenen Sommer bei der Vergabe neuer TLDs gescheitert.
Beatnic will dagegen Ernst machen mit der Abspaltung von der Icann. Auf einem Kongress in Paris vom 28. Juni bis 1. Juli haben Bernhard und Gleichgesinnte den Aufbau einer EU-weiten Infrastruktur beschlossen. Diese soll aus zukünftig vier Root Servern in Deutschland sowie sieben weiteren Maschinen in Frankreich, Belgien, Spanien und Großbritannien bestehen. Die Server sollen bis 15. August am Netz sein.
Bei der Konferenz in Paris waren nach Angaben von Beatnic auch Teilnehmer aus den USA vor Ort. Gemeinsam mit diesen wurde die Gründung der weltweiten Dachorganisation RSASC (Root Service Centers Advisory Committee) beschlossen. Dieses soll unter anderem die Spaltung des Internet durch Mehrfachvergabe von Top Level Domains verhindern.
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