KOMMENTAR – Am 25. Juni verkündeten Intel (Börse Frankfurt: INL) und Compaq (Börse Frankfurt: CPQ), dass Compaqs Alpha-Prozessor-Architektur in Zukunft von Intel weitergeführt wird (ZDNet berichtete). Compaq übergibt dazu Technologie, Tools und Ressourcen an Intel. Auch das Personal der Entwicklungsabteilung geht an Intel über. Gestern haben Mary McDowell, Senior Vice President der Server-Group von Compaq, und Ajay Malhotra, europäischer Marketing-Chef bei Intel, in München Fragen zu diesem Deal beantwortet.
Welche der beiden Firmen hat von der „Vereinbarung“, wie es offiziell heißt, mehr profitiert?
Eine endgültige Antwort auf diese Frage ist jetzt sicher noch nicht möglich. Die finanziellen Aspekte der Transaktion bleiben streng geheim – die Höhe des Kaufpreises, den Intel vermutlich Compaq gezahlt hat, bleibt eine unbekannte Größe. Dennoch, einige Schlüsse lassen sich bereits ziehen.
Compaq ist den Bereich Chipherstellung losgeworden, der zum übrigen Portfolio nicht mehr recht passte, und kann sich nun auf seine Kernbereiche und neue Herausforderungen konzentrieren. Dazu gehört, wie Mary McDowell anführte, der Bau von Servern, die Strom effektiver nützen, um das vor dem Kollaps stehende kalifornische Stromnetz zu entlasten. Compaq will zudem mehr als Dienstleister in Erscheinung treten. Als Ziel nannte McDowell 30 Prozent des Umsatzes, die auf Services entfallen sollen.
Gleichzeitig muss Compaq seine Kunden nicht enttäuschen, denn sie können Alpha-Betriebssystem und Software weiter einsetzen – ab 2004 wohl mit Itanium-Systemen.
Und Compaq hat den Alpha nur geerbt, nämlich von Digital Equipment Der Aufwand zur Pflege der Architektur stand wohl in keinem günstigen Verhältnis zum Ertrag, den sie brachte. Compaq dürfte froh sein, für die Altlast überhaupt noch Geld bekommen zu haben.
Anders sieht es für Intel aus. Der CPU-Hersteller will endlich auch im Backend-Server-Markt die Position erreichen, die er beim Frontend bereits hält. Derzeit liegt Intel bei den Frontend-Systemen bei 89 Prozent, unter den Backend-Systemen sind es aber nur 34 Prozent, so Ajay Malhotra. Natürlich kosten ausfallsichere Backend-Systeme und ihre leistungsfähigen Prozessoren weit mehr. Mit der Übernahme des Alpha ist ein weiterer Konkurrent aus dem Rennen.
Mit den Mitarbeitern, die von Compaq wechseln, hat Intel nun hoch spezialisierte Fachleute für Server-Prozessoren, die der „Enterprise Platform Group“ des Unternehmens zugeordnet werden. Zumindest, soweit sie nicht bereits von Bord sind, wie einer der führenden Entwickler des Alpha: Dirk Meyer arbeitet mittlerweile am Athlon bei AMD (Börse Frankfurt: AMD).
Dazu kommt, dass Intel beim Projekt Itanium-Prozessor bereits Hewlett-Packard (Börse Frankfurt: HWP) im Boot hat. HP arbeitete am Befehlssatz der CPU mit. Ein weiterer Partner wird die Entwicklung komplizierter machen, zumal Compaq und HP im direkten Wettbewerb stehen.
Aber wie viel hat der Deal überhaupt mit Technik zu tun? Intels CPU-Laborleiter Justin Rathner erklärte gegenüber ZDNet: „Ich habe von dem Deal aus der Presse erfahren, während einer Dienstreise in Europa.“ Ausschlaggebend werden wohl die strategischen Gründe gewesen sein: Ein Big Player im eigenen Boot, ein Konkurrent auf dem Server-Markt weniger.
Intel riskiert viel, um im Highend-Prozessor-Markt Fuß zu fassen. Fraglich bleibt, ob die Alpha-Architektur, die verbesserte strategische Positionierung und das Know-how der Mitarbeiter das Risiko wert sind.
Kontakt:
Intel, Tel.: 089/991430 (günstigsten Tarif anzeigen)
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