Psychologen an der Universität Würzburg arbeiten an einem fachübergreifenden Modell, mit dem die Aktionen und Taten von Menschen vorhergesagt werden können. Das „Antizipative Classifier System“ genannte Computer-Modell soll das Verhalten der Humanoiden durch die Vorhersage der Konsequenz einer Aktion (Antizipation) erklären.
„Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso Sie sich beim Rot werden einer Ampel zum Bremsen oder doch noch zum Gas geben entschlossen haben? Sicher kann das Bremsen leicht als einfache Reaktion auf den Reiz ‚Ampel wird rot‘ interpretiert werden“, erklärte der Projektmitarbeiter Martin Butz in einer Stellungnahme.
„Es könnte aber auch ein tieferer Grund vorliegen, nämlich zum Beispiel ‚weil sonst ein Unfall passieren könnte‘ oder ‚weil an der Ampel ein Blitzgerät installiert sein könnte‘. Die beiden letzteren Antworten drücken aus, dass nicht etwa der einfache Ampel-Reiz, sondern die Antizipation, also die Vorhersage der negativen Konsequenzen, das Verhalten kontrolliert hat.“
Forscher, die sich mit künstlicher Intelligenz (AI) beschäftigen, benutzen bei ihren Animats genannten künstlichen Lebewesen häufig interne Umweltmodelle als Antizipationen, um das Verhalten ihrer Geschöpfe zu beeinflussen. Das in Würzburg entwickelte Antizipative Classifier System kann seine Umwelt über eine simulierte Sensorik wahrnehmen und sich über eine Motorik fortbewegen. Mit den so gewonnenen Daten baut das künstliche System nach Angaben der Forscher ein internes Umweltmodell auf. Das Modell kann die Konsequenzen jeder Aktion vorausberechnen.
In der nächsten Stufe wollen die Wissenschaftler jetzt im Rahmen eines Forschungsprojekts klären, ob das Modell das simulierte Verhalten auch verbessern kann. Nach Angaben der Würzburger lernen die Computerwissenschaftler, wie Lebewesen ihr Verhalten kontrollieren. Und die Psychologen erfahren mehr über Denkprozesse bei Tieren und Menschen.
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