Mit einer jahrelangen Krise am Neuen Markt rechnen Aktionärsschützer nach den ersten Pleiten und dramatischen Kursverlusten der vergangenen Monate. Die jüngste Entwicklung sei Zeichen einer Marktbereinigung, die „noch mehrere Jahre“ andauern könne, sagte Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) in Frankfurt am Main. Er forderte die Deutsche Börse auf, mit weiteren Reformen gegen den Vertrauensverlust in das einstige Wachstumssegment zu kämpfen.
Der Aktionärsschützer zeigte sich zudem überzeugt, dass die Anzahl der Unternehmen am Neuen Markt sich durch Konkurse, Insolvenzen, Delisting und Übernahmen „drastisch“ dezimieren werde. Davon würden auch „gesunde“ Firmen betroffen sein, die etwa eine geplante Kapitalerhöhung aufgrund des Marktumfelds nicht durchführen könnten.
Die „dringend notwendigen“ Reformen seien „weitgehend“ ausgeblieben, kritisierte Straub die von der Deutschen Börse angekündigte Verschärfung der Regeln am Neuen Markt. Die Börsen-Gesellschaft hatte im Juli beschlossen, Billigaktien und Pleitekandidaten aus dem Markt zu werfen (ZDNet berichtete).
Straub sagte dazu, statt den Markt mit „strengen Zulassungs- und Listingkriterien“ tiefgreifend zu reformieren, versuche die Börse, die Probleme durch „den Rauswurf der Pennystocks zu kaschieren“. Als Bedingungen für einen Ausschluss aus dem Handel hatte die Deutsche Börse einen Tagesdurchschnittskurs von unter einem Euro (1,96 Mark) und eine Marktkapitalisierung von unter 20 Millionen Euro (39,1 Millionen Mark) festgelegt.
Am Neuen Markt weisen nach Angaben der SdK derzeit 94 Unternehmen eine Gesamtkapitalisierung von unter 20 Millionen Euro aus. Unter zehn Millionen Euro (19,56 Millionen Mark) liegen demnach 46 Firmen. Zudem notierten von derzeit 342 Unternehmen weniger als 20 Prozent über ihrem Emissionskurs.
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