Anfang vergangenen Monats hatte das Bostoner Unternehmen Ximian unter der Bezeichnung „Mono“ Pläne für ein Open Source-Pendant zu Microsofts (Börse Frankfurt: MSF) .Net-Initiative vorgestellt. Nun warnen namhafte Personen aus dem Open Source-Umfeld davor, dass der Schuss nach hinten losgehen könnte.
„Die Gefahr besteht darin, dass Microsoft einige Patente im .Net-Projekt versteckt hat“, erklärte der Cheftechnologe von Sendmail, Eric Allman. Jeder, der sich einer .Net-Komponente bediene, könne auf Jahre hinaus auf Lizenzgebühren hin verklagt werden, pflichtete dem der Anwalt Tim Cahn von der Legal Strategies Group aus Emveryville, Kalifornien, bei.
Microsoft erhebt beispielsweise ein Patent auf das File Transfer Protocol in Windows, das ganz sicher bei einem Open Source-Windows zum Einsatz käme. Das Patent besteht lediglich auf die Verschlüsselung im Falle einer Passwortänderung. Dennoch müsste jeder, der sich des Protokolls bedient, Gebühren an den Softwarekonzern entrichten.
Nach Ansicht von Jeremy Allison, Entwickler des „Samba“-File Sharing zwischen Linux- und Windows-Systems, kommt eine Arbeit an einer Open Source-Variante von .Net dem Gang in einer „Tretmühle“ gleich. „Wenn Sie glauben Microsoft wird Fair Play praktizieren, haben Sie sich geschnitten.“ Samba wehrt sich gerade gegen von Microsoft erhobene Gebühren für das Zusammenspiel von Samba mit dem genannten File Transfer Protocol in Windows.
Der Generalsekretär der ECMA, Jan van den Beld, bestätigte, dass Microsoft keine Verpflichtung hat, Patente auf seine Technologien öffentlich zu machen. ECMA ist für die Überführung von .Net-Spezifikationen in einen internationalen Standard zuständig.
„Miguel könnte noch sein blaues Wunder mit versteckten Patenten erleben“, erklärte auch der Apache-Entwickler Brian Behlendorf. „Der muss höllisch aufpassen!“ Miguel de Icaza ist Projektleiter und Cheftechnologe von Ximian, das das Open Source-.Net initiert. Icaza hatte gegenüber ZDNet erklärt, er habe sich die .Net-Initiative genau angesehen und halte sie für äußerst interessant. Er äußerte die Ansicht, eine Open Source-Version davon wäre „sowohl für die Linux-Bewegung als auch Microsoft gut“.
Die .Net-Services von Microsoft setzen wie berichtet neben XML die Web Services Description Language (WSDL), die Microsoft Business Instrumentations-Sprache „XLANG“, den Simple Object Access Protocol (SOAP) Discovery Standard (DISCO) sowie den Universal Description, Discovery und Integration Standard (UDDI) ein.
Der MSN Deutschland-Manager Gregory Gordon erklärte die .Net-Strategie gegenüber ZDNet mit den Worten: „Was Windows in der PC-Ära von 1980 bis 2000 für Applikationen war, wird .Net für Internet-Services in der Online-Ära. Wie bei einem Betriebssystem können sie von einem zentralen Punkt aus auf alle möglichen Dienste zugreifen ohne neues einloggen, ohne Formulare, ohne neues Einrichten.“ Das Endgerät kann sowohl ein PC, ein Webpad, ein PDA oder auch ein Handy sein.
Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760 (günstigsten Tarif anzeigen)
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