Drei Tage hat die Deutsche Telekom (Börse Frankfurt: DTE) gebraucht, den Schock zu verdauen. Der mysteriöse Aktienverkauf durch die Deutsche Bank und der darauf folgende Kurseinbruch der T-Aktie hatten dem Konzern offenbar die Sprache verschlagen. Doch am Freitag meldete er sich mit Pauken und Trompeten zurück: Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank werde überprüft, teilte der Ex-Monopolist mit – und präsentierte damit taktisch geschickt einen Schuldigen für die Misere.
Eins muss Ron Sommer auf jeden Fall verhindern: Der Aktiensturz darf bei den Anlegern nicht wieder als Fehler des Konzernchefs ankommen. Und diesmal hat er auch wirklich keine Schuld, wie selbst die sonst immer kritische Aktionärsschützerin Petra Krüll sagt. Eine rationale Begründung für den Crash hat aber auch sie nicht. „Der psychologische Faktor spielt mal wieder eine Riesenrolle“, sagt Telekom-Analyst Werner Stäblein.
Dabei hatte es bis Ende vergangener Woche noch verhältnismäßig gut für den Bonner Konzern ausgesehen. Während France Télékom und die britische Vodafone (Börse Frankfurt: VOD) in den vergangenen zwei Monaten an den Aktienmärkten kräftig Federn ließen, hielt sich der deutsche Konkurrent eisern über der Durchbruchschwelle von 23 Euro. Am Freitag vergangener Woche bescherte die Deutsche Bank dann noch eine nette Wochenendnachricht, indem sie die T-Aktie zum Kaufen empfahl. Umso größer der Schock am Dienstag: Ausgerechnet die Deutsche Bank warf 44 Millionen Aktien auf den Markt – und verriet nicht, von wem sie kamen. „Das hat dem Kurs das Genick gebrochen“, sagt Werner Stäblein von der Berliner BHF-Bank. „Alle haben Angst gekriegt und panikartig verkauft.“
Die T-Aktie durchbrach nicht nur die 23 Euro, sondern notierte am Freitag sogar unter 20 Euro. Damit verlor die „Volksaktie“ seit Montagabend knapp 20 Prozent an Wert – es verbrannten 20 Milliarden Euro Börsenkapital. Ganz zu schweigen von den Verlusten seit Frühjahr vergangenen Jahres, als die Aktie bei über hundert Euro notierte. Seitdem fiel die Telekom zum Ärger der Anleger sowohl unter die 66,50 Euro Ausgabepreis vom dritten Börsengang im Juni 2000 als auch unter die 39,50 Euro von der Runde ein Jahr zuvor.
Schuld war die allgemeine Ernüchterung in der Branche, deren Firmen sich bei der Ersteigerung von UMTS-Lizenzen enorm verschuldeten. Hinzu kam bei der Telekom der Kauf der US-Mobilfunkfirmen Voicestream und Powertel. Der Deal kam vielen zu teuer vor – und spielte bei dem Einbruch in dieser Woche wohl zumindest eine psychologische Rolle: „Durch den Verkauf der Deutschen Bank ist vielen Anlegern auf einmal das Voicestream-Problem wieder bewusst geworden“, sagt Stäblein. Für den Einstieg auf den US-Mobilfunkmarkt hatte die Telekom im Mai nicht nur Milliarden in bar gezahlt, sondern auch eigene Anteilsscheine en masse verteilt.
Mit vielen Ex-Aktionären von Voicestream wurden dabei Haltefristen zumindest bis Ende dieses Monats vereinbart, aber nicht für alle: So kam offenbar zumindest ein Großteil der von der Deutschen Bank verscherbelten 44 Millionen Aktien von der Hongkonger Telefonfirma Hutchison, die im Mai in den Bestiz von 200 Millionen T-Aktien kam. Andere Großinvestoren haben aus dem Voicestream-Deal ähnliche Vorräte. Insgesamt sind es rund 500 Millionen T-Aktien, die nach Ablauf der Haltefristen den Markt überschwemmen könnten.
Allerdings beruhigte Sommer nach Angaben von Petra Krüll von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz die Anleger auf der Hauptversammlung damit, dass er schon neue Abnehmer gefunden habe. Höchstens hundert Millionen Aktien könnten den Kurs belasten, versprach der Telekomchef damals – und dürfte bei Proberechnungen nun Angstschweiß auf der Stirn haben. Denn selbst wenn man Sommer glaubt und alle jetzt verkauften 44 Millionen Papiere abzieht, drohen noch immer 56 Millionen ab 1. September den Markt zu überschwemmen. Sollte dies den Kurs so wie jetzt um 20 Prozent drücken, läge die T-Aktie nur noch bei gut 15 Euro – und damit auch nur noch eine müde Mark über den 28,50 Mark Ausgabepreis beim ersten Börsengang 1996.
Kontakt: Deutsche Telekom, Tel.: 0800/3301000
D2 Vodafone-Hotline, 0800/1721212
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