Die letzte Hauptversammlung eines deutschen Traditionsunternehmens wurde dessen Geschichte nicht würdig: Die Stimmung auf dem Aktionärstreffen von Mannesmann schwankte zwischen Niedergeschlagenheit und unverhohlener Aggressivität. „Vodafone muss ein vitales Interesse daran haben, die Vorwürfe aufzuklären“, mahnte Jörg Pluta von der Deutschen Schutzvereingung für Wertpapierbesitz bei dem Aktionärstreffen am Mittwoch in Düsseldorf.
Die Vorwürfe – das ist der Verdacht der Staatsanwaltschaft, bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Vodafone-Konzern seien ohne Rechtsgrundlage rund 150 Millionen Mark (77 Millionen Euro) an Anerkennungsprämien, Abfindungen und Pensionszahlungen an Mitarbeiter des deutschen Unternehmens geflossen. Während sich Aktionärsschützer Pluta noch um Sachlichkeit bemühte, platze einem Kleinaktionär von Mannesmann der Kragen: „Wir haben es hier wirklich zu tun mit Plünderern in Nadelstreifen.“
Dabei hatte Vodafone-Chef Chris Gent gleich zu Beginn der Hauptversammlung versucht, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Mit Nachdruck wies der starke Mann bei Mannesmann vor den gespannt lauschenden Aktionären den Vorwurf von sich, bei der Übernahme sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Weder er noch einer seiner Mitarbeiter hätten einem Mannesmann-Angestellten „finanzielle Angebote oder Anreize“ unterbreitet. Nach der Billigung der Fusion durch Brüssel sei es freilich „äußerst wichtig“ für Vodafone gewesen, „mit dem Mannesmann-Management konstruktiv zu arbeiten“. Nur so habe der Rückzug aus den Firmenbereichen außerhalb des Kerngeschäfts und die Entwicklung des Telekom-Bereichs gesichert werden können.
„Dementsprechend fanden wir es angemessen, die Abfindungszahlungen, die vor der EU-Freigabe beschlossen wurden, einzuhalten“, warb Gent um Verständnis. Die Zahlungen hätten nach seinem Kenntnisstand „dem deutschen Recht und den Statuten von Mannesmann“ entsprochen. Nach Gent nahm auch der amtierende Mannesmann-Aufsichtsrat die frühere Konzernspitze um Klaus Esser in Schutz, der allein rund 60 Millionen Mark an Anerkennungsprämien und Abfindungen erhalten haben soll.
Aufsichtsratsmitglied Wilhelm Haarmann sagte voraus, dass sich die Vorwürfe als „nicht begründet“ erweisen würden. „Sämtliche Zahlungen sind rechtmäßig erfolgt.“ Dennoch schlug Haarmann den Aktionären vor, die Entlastung der ins Visier der Staatsanwälte geratenen aktuellen und früheren Vorstände und Aufsichtsräte auf die nächste Hauptversammlung zu verschieben – also auch die Entlastung von Gent, IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und dem designierten Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Das freilich brachte einen Teil der Kleinaktionäre erst recht auf die Palme: Wenn alles „so wunderbar und unbedenklich“ gewesen sei wie von Gent dargestellt, „warum wollen Sie dann die Entlastung der Aufsichsratsmitglieder verschieben?“, fragte ein Mannesmann-Anleger, der seine Aktien nicht in Vodafone-Anteile getauscht hatte. Die Zahlungen an Esser & Co seien doch in Wahrheit nichts anderes als „Abwrackprämien“ gewesen.
Auch Zwickel, der als Aufsichtratsmitglied an der Bewilligung der Prämien beteiligt gewesen sein soll, bekam sein Fett ab. „Herr Zwickel, Sie sind ein Heuchler und Pharisäer“, schimpfte ein weiterer enttäuschter Aktionär, der sich am Rednerpult als SPD- und Gewerkschaftsmitglied outete. Als solches dürfe er wohl dem Metaller-Chef wohl noch einen Rat mit auf den Weg geben, fügte er hinzu: „Genosse Zwickel, schäm‘ dich.“
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