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HP-Chefin Fiorina: die mächtigste Frau der US-Wirtschaft

Carly Fiorina wagt den ganz großen Wurf. Mit der geplanten Übernahme des Konkurrenten Compaq (Börse Frankfurt: CPQ) soll das Traditionsunternehmen Hewlett-Packard (HP; Börse Frankfurt: HWP) an die Weltspitze des Hightech-Geschäfts – durch die Fusion würde das zweitgrößte Computerunternehmen der Welt hinter IBM (Börse Frankfurt: IBM) entstehen.

Mit der Bekanntgabe dieses Coups machte sich die HP-Chefin kurz vor ihrem 47. Geburtstag am Donnerstag selbst ihr größtes Geschenk. Sie soll die Leitung des neuen Mega-Unternehmens übernehmen. Die angestrebte Fusion nährt weiter den Ruhm der Spitzenmanagerin aus Silicon Valley, die vom Magazin „Fortune“ zwei Mal in Folge zur einflussreichsten Frau in der US-Wirtschaft gekürt wurde.

Seit erst zwei Jahren steht Fiorina als bislang einzige Frau an der Spitze eines der US-Hightech-Riesen. Sie ist Vorbild für viele Frauen, die sich in der harten Welt des Computergeschäfts durchsetzen wollen. Der Deal mit Compaq passt zu Fiorinas Firmenphilosophie, in der die ständige Suche nach neuen Herausforderungen im Vordergrund steht: „Erfolgreiche Unternehmen pflegen ebenso wie erfolgreiche Menschen den Wandel. Sie sehen den Wandel als einen Weg nach vorn, anstatt Angst vor ihm zu haben.“ Mit dieser Devise erweckte die studierte Philosophin die kalifornische Traditionsfirma HP vor zwei Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf und trieb sie zu neuen Aufgaben. Der alte Pioniergeist der „Garage“ wurde neu belebt – in einer Garage hatten die Firmengründer Bill Hewlett und Dave Packard Ende der 30er Jahre angefangen.

Als Fiorina von Lucent Technologies an die Spitze von HP geholt wurde, galt Hewlett-Packard als ein ebenso respektables wie langweiliges Unternehmen. „Wir waren zu langsam geworden. Alles musste im Konsens entschieden werden“, erzählt die Firmenchefin. Fiorina führte eine neue Kultur der raschen Entscheidungen ein, strukturierte das Unternehmen um, beschnitt vor allem die Verwaltung. Ein Jahr nach ihrem Antritt zog sie einen Großauftrag des Internet-Buchhändlers Amazon (Börse Frankfurt: AMZ) an Land – wobei sie den Erzrivalen Sun Microsystems (Börse Frankfurt: SSY) ausstach. Doch auch unter seiner dynamischen Chefin ist Hewlett-Packard nicht von der Krise in der Computerbranche verschont geblieben: Wegen sinkender Verkaufzahlen gab Fiorina erst vor wenigen Wochen die Streichung von 6000 Stellen bekannt. Mit dem Compaq-Deal versucht Fiorina nun nach der Devise „Friss oder stirb“ das Beste aus der Krise zu machen. Durch die Fusion würde HP zum weltweit größten PC-Hersteller aufsteigen und mehr als 145.000 Menschen beschäftigen.

Carly Fiorina hat keine schnurgerade Laufbahn hinter sich. Als Tochter eines Juristen in Austin (Texas) geboren, zog sie mit der Familie nach Ghana, England und in die US-Bundesstaaten North Carolina und Kalifornien. Sie studierte zunächst Geschichte und Philosophie in Stanford. Später trat sie in die Fußstapfen ihres Vaters und nahm ein Jura-Studium auf, das sie aber abbrach. Damals habe sie die Lektion gelernt: „Liebe, was du tust, oder tu es nicht“, sagt sie.

Fiorina jobbte als Englischlehrerin in Italien und als Telefonistin bei einem Börsenunternehmen, wo sie ihre Leidenschaft für die Geschäftswelt entdeckte. Sie kehrte zum Studium zurück und erwarb Abschlüsse in Marketing in Maryland und in Ingenieurswissenschaften. Mit 25 Jahren begann Fiorina bei der Telefongesellschaft AT & T, wo sie zehn Jahre später zur ersten weiblichen Spitzenkraft aufstieg. Unter ihrer Führung machte sich die Ausrüstungs- und Forschungsbranche des Unternehmens 1996 als Lucent Technologies selbständig.

Risikobereitschaft hat Fiorina auf ihrem gesamten Lebensweg ausgezeichnet. „Veränderung ist für mich immer interessanter als Fortbewegung in dieselbe Richtung.“ Die HP-Chefin gilt als unermüdliche Arbeiterin. Schon morgens um vier beginnt angeblich ihr Tag, wenn sie vor der Arbeit ihr Fitnesstraining macht. In zweiter Ehe ist sie seit 16 Jahren mit Frank Fiorina verheiratet, der als Vizechef von AT & T mit 48 Jahren in den Ruhestand ging. Carly Fiorina hat keine eigenen Kinder, ihr Mann brachte jedoch zwei Töchter mit in die Ehe.

Kontakt:
Hewlett-Packard, Tel.: 07031/140 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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