Vor fünf Jahren war die Welt noch in Ordnung. Mit ihrem ersten Börsengang löste die Deutsche Telekom (Börse Frankfurt: DTE) ein bis dahin beispielloses Aktienfieber in Deutschland aus. Telekom-Chef Ron Sommer konnte sich rühmen, der ersten wirklichen Volksaktie in Deutschland den Weg bereitet zu haben.
Heute herrscht selbst bei den Aktionären der ersten Stunde nur noch Katzenjammer. Von den zeitweise traumhaften Kursgewinnen, die die T-Aktie zeitweise schon mal über 100 Euro katapultierten, ist kaum noch etwas übrig. Wer erst bei der zweiten oder dritten Börsentranche einstieg, steckt tief in der Verlustzone. Damit hat auch Sommers Image als Top-Manager Schaden genommen. Forderungen nach seinem Rücktritt werden lauter.
Als Sommer vor sechs Jahren das Ruder bei der Telekom übernahm, hatte er schon reichlich Erfahrung in der internationalen Geschäftswelt: Nach dem Chefposten in der französischen Zentrale des Computerherstellers Nixdorf arbeitete er sich durch die Hierarchien der deutschen Tochter des japanischen Sony-Konzerns, deren Leitung er 1986 übernahm. Anfang der 90er Jahre wurde er nach einer Station in den USA auch Nummer zwei der Europa-Zentrale des japanischen Elektronikriesen. Mitte 1995 lockte ihn dann die Herausforderung, aus der „Behörde“ Telekom ein modernes Unternehmen zu machen.
Damit begann die Gratwanderung zwischen staatlichen Eigentümer-Interessen und einem sich dramatisch zuspitzenden Wettbewerb in der Telekom-Branche. Von Anfang schrieb sich der im israelischen Haifa geborene und in Wien aufgewachsene Sommer eine Internationalisierung der Telekom auf die Fahnen. Dabei bewies er über die Jahre aber keine besonders glückliche Hand: Zuerst scheiterte die Allianz mit France Télécom an der geplanten Fusion mit Telecom Italia, dann ging auch der Zusammenschluss mit den Italienern in die Brüche.
Der im Mai vollzogene Sprung über den Atlantik mit dem Kauf des Mobilfunk-Anbieters Voicestream erwies sich nun als Trojanisches Pferd: Einige der vor allem mit T-Aktien bezahlten Voicestream-Großaktionäre zeigten sich nicht an dem Papier aus Deutschland interessiert und begannen, es nach dem Ende der Haltefristen abzustoßen. Am Freitag fiel die T-Aktie nach vom Branchenführer Vodafone geäußerten Zweifeln an interessanten Diensten für die neuen UMTS-Mobilfunkdienste erstmals unter die Marke von 15 Euro. Damit war die T-Aktie nur noch wenige Cent vom Ausgabekurs des ersten Börsengangs von 28,50 Mark oder 14,57 Euro entfernt.
Selbst Frühzeichner, die die Aktie 50 Pfennig billiger bekamen, haben nicht mehr viel Spielraum. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) fordert deshalb von Finanzminister Hans Eichel (SPD), ernsthaft personelle Alternativen zu Sommer zu prüfen. Auch Petra Krüll von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) meint: „Man muss irgendwann überlegen, ob das Management noch haltbar ist.“ Über mögliche Nachfolger wird schon länger in den Medien spekuliert. Unter anderem wird der ehemalige Mannesmann-Mobilfunk-Bereichsvorstand und jetzige Mannesmann-Aufsichtsrat Peter Mihatsch genannt.
Auch dem Telekom-Vertriebsvorstand Josef Brauner wird zugetraut, die Nachfolge Sommers antreten zu können. Gleiches gilt für den langjährigen Bertelsmann-Chef Mark Wössner. Eichel lässt aber bislang keine Zweifel aufkommen, dass er hinter Sommer steht. Der übt sich derweil in der Kunst der Entschuldigung bei den frustrierten Aktionären. Er sei „tief betroffen über die Kursentwicklung“ der T-Aktie, beteuerte er in der vergangenen Woche. Ihn lasse das Geschehen um die T-Aktie keinesfalls „kalt“. Da er den Aktionären derzeit keinen substantiellen Trost spenden kann, setzt sich der Telkom-Chef wenigstens ein Kursziel: „Als Vorstandsvorsitzender kann ich mich erst wieder wohl fühlen, wenn unsere Aktie wieder so gut liegt wie bei der dritten Börsentranche – also bei 65 Euro.“ Wann das der Fall sein werde, könne aber „keiner sagen“.
ZDNet liefert zur Krise der T-Aktie ein Spezial, das unter anderem darüber informiert, wie man von der Klage der Kleinanleger gegen den rosa Riesen profitieren kann.
Kontakt: Deutsche Telekom, Tel.: 0800/3301000
Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.
Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…
Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…
Mit dem Dekryptor von Bitdefender können Opfer von Attacken mit der Shrinklocker-Ransomware Dateien wiederherstellen.
In der Vorweihnachtszeit ist vor allem Malvertising auf dem Vormarsch. Cyberkriminelle locken Nutzer über schädliche…
Dazu trägt unter der Infostealer Lumma-Stealer bei. Hierzulande dominiert der Infostealer Formbook die Malware-Landschaft.