Unter Federführung des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Saar-Universität werden insgesamt fünf europäische Nationen in einem elf Organisationen starken Konsortium zusammenarbeiten: Ihr Ziel unter dem Slogan „Infocitizen“ ist die Erforschung und Entwicklung einer Softwarelösung, die eine sichere und zuverlässige Interaktion der Behörden gewährleistet. Auf diese Weise soll es möglich werden, die bis dato örtlich verteilten Verwaltungsprozesse, die die Mobilität der EU-Bürger mit sich bringt, informationstechnisch zu verbinden.
Die Europäische Union finanziert dieses Projekt, das auf zwei Jahre angelegt ist, mit insgesamt über drei Millionen Euro. In zwei Jahren soll der Prototyp der Software vorliegen. „In Saarbrücken koordinieren drei Personen das Vorhaben, insgesamt sind 20 bis 30 Personen beteiligt“, erklärte Projektkoordinator Dirk Werth.
Es sei in Europa nach wie vor kompliziert, wenn ein EU-Bürger einen Umzug in in ein anderes Mitgliedsland plane, ebenso sei es bei der Arbeitsaufnahme dort: Bürokratische und administrative Regelungen verlangen nach wie vor einiges ab. Die zahlreich anstehenden Behördengänge und Formulare seien zum einen Folge der noch stark papiergebundenen Arbeitsweise der Behörden, zum anderen sind die Datennetze der Computer zumeist lokal auf das jeweilige Zuständigkeitsgebiet begrenzt. An diesem Punkt setze das europäische Forschungs- und Entwicklungsprojekt Infocitizen an: Informationstechnisch sollen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die Verwaltungen europaweit zu vernetzen, und zwar über die nationalen Grenzen wie auch die vertikalen Verwaltungs-Ebenen (kommunal, regional, national) hinweg.
Forschungspartner sind das Institut für Wirtschaftsinformatik, die Universität von Minho, Portugal, sowie das Informatics and Telematics Institute aus Griechenland. Daneben ist eine griechische Tochterorganisation der Vereinten Nationen, das United Nations Thessaloniki Centre for Public Service an der Forschungsarbeit beteiligt und mit der Verbreitung der in diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse auch über die Grenzen der EU hinaus beauftragt. Die Entwicklungssicht wird vertreten durch drei Industriepartner, die Software-Unternehmen Engineering, Italien, Ibermatica, Spanien und Unisoft, Griechenland.
Die Interessen der europäischen Behörden repräsentieren vier öffentliche Verwaltungen: Die Gemeinden Colleferro, Italien, Tres Cantos, Spanien, Schmelz, Deutschland, sowie die Präfektur von Thessaloniki, Griechenland. Diese vier Verwaltungen dienen im Rahmen des Projekts als Modelle der europäischen Behörden; exemplarisch stehen das Meldewesen, das Arbeitswesen, das Sozialwesen und Dienstleistungsangebote wie Anmietung von Räumlichkeiten im Mittelpunkt. In der ersten Projektphase sollen diese Arbeitsprozesse genau untersucht und die Vorgänge vereinfacht beschrieben, also „modelliert“ werden.
Das Vorhaben der Vernetzung der Behörden stehe vor allem vor dem Problem, dass in allen Ländern der EU für diese Aufgaben unterschiedliche Verwaltungsvorschriften gelten und für dieselbe Sache andere Behörden zuständig sind. Was auf den ersten Blick das Unterfangen vor große Hindernisse stellt, wollen die Projektpartner zunächst „auf einen Nenner“ bringen: Allen Vorschriften und Zuständigkeitsregelungen liegen immer Bedürfnisse zugrunde, die an allen Orten gleich sind, ob man sich nun als Mitglied der Gemeinde an- oder abmeldet, eine geplante Heirat mitteilt oder eine Arbeitserlaubnis einholt. Die Vorgänge werden auf Gemeinsamkeiten hin abgeklopft und ihre so gefundene vereinfachte Darstellung zugrunde gelegt. In weiteren Schritten werden die Dienstleistungen der vier Gemeinden unter anderem soweit wie nötig standardisiert und die Datenverarbeitung der Behörden harmonisiert.
Kernstück der Vernetzung soll eine speziell zu entwickelnde, sichere Software sein: Kleine autonome Programme, so genannte Agenten, sollen – so das Vorhaben – die Datennetze der Verwaltungen verbinden. Werde dann etwa an Ort A in Deutschland mitgeteilt, dass eine Ummeldung nach Ort B in Spanien erfolgt, sei in B kein Behördenweg und kein Formular mehr nötig. „Wir haben es dabei natürlich mit verschiedenen Systemen zu tun. Wir planen eine Werkzeugkasten voller Komponenten, mit denen man sich am besten automatisiert einen passenden Adapter zusammenstellen kann“, erklärte Werth. Ein vergleichbares Projekt hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO derzeit in Arbeit (ZDNet berichtete gestern).
Unterstützt wird die Koordination und Organisation des europäischen Großprojekts durch die Firma Eurice (European Research and Project Office GmbH), ein Spin-off-Unternehmen der Saar-Universität. Dieses Dienstleistungsunternehmen für Forschungs- und Projektmanagement bietet bei EU-Projekten Betreuung und umfassende Unterstützung während der gesamten Dauer des Vorhabens und ist zentrale Koordinierungsstelle für alle organisatorischen Fragen von EU-Forschungsförderung. „Euriice ist für die Abstimmung mit der EU zuständig, das Programmieren und Implementieren wird von den Industriepartnern Engineering, Ibermatica und Unisoft unternommen“, berichtete Werth.
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