KOMMENTAR – Wer am Montag die Systems 2001 besucht hat, kann selbst jetzt das Gruseln nicht unterdrücken. Verloren wirkende Anzugträger und Notebook-Schlepper, die versprengt in Zweiergruppen von der U-Bahn Richtung Messe ziehen, Parkplätze gleich neben dem Eingang. So etwas gab es noch nie.
„Wir hätten hier am Montag ohne weiteres auf den Gängen Bowling spielen können. Das hätte keinen gestört“, sagte die Geschäftsführerin einer ausstellenden Firma gegenüber ZDNet. Das Bild des Tages schoss ein Fotograf, der einen schlafenden Hund auf einem ansonsten leeren Gang zwischen zwei Ständen ablichtete. Geisterstadt Systems.
Zwar belebte sich der Besucherandrang während der nächsten Tage, um zum Wochenende hin wieder abzuflauen. Doch Thema Nummer eins der Gespräche waren die zahlreichen mit Bänken und Blumenkübeln notdürftig kaschierten Lücken in den Reihen der Aussteller-Stände.
Dem einfachen Besucher drängte sich unwillkürlich der Gedanke auf: „Es wird ein langer, dunkler Winter“. Es sind nämlich nicht die Mittelständler mit der dünnen Finanzdecke, die sich einen Messe-Auftritt gespart haben, sondern viele Größen der Branche. Und das Ende des Tals der Tränen könnte noch im Nebel verborgen liegen.
Denn die Firmenstrategie mancher Unternehmen erinnert an „Management by kopfloses Huhn“: Die Preise für angekündigte Produkte werden bereits vor dem Verkaufsstart zweimal korrigiert. Die Taktrate von Prozessoren galoppiert im Schweinsgalopp dahin. Marktforscher prognostizierten lieber den Trend zum Zweit-Handy als eine Marktsättigung.
Und jetzt stehen wir da. Mit einem GPRS-Handy, mit dem wir keine Services abrufen können. Mit einem Handheld, der zwar ein farbiges Display hat, aber Mails nicht standardmäßig empfangen kann. Und mit einem Aktiendepot, das wir zwar über das Mobiltelefon verwalten können, das aber nur noch 2 Mark 50 wert ist. Danke, dass jemand das Karussell der Innovation gestoppt hat.
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