Kartellrechtler wegen neuem Browserkrieg auf den Barrikaden

Seit Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) seine überarbeitete MSN-Site zum Start von Windows XP ins Netz gestellt hat, klagen zahlreiche Nutzer von Opera und Netscape darüber, sie könnten die Page nicht erreichen. Statt dessen erhielten sie einen Link zum Download des Internet Explorer. Zwar erklärte Microsoft am Freitag, die Probleme seien beseitigt, doch die Klagen halten an. Jetzt fühlen sich die Kartellrechts-Wächter durch das Verhalten des Konzerns auf den Plan gerufen. Sie fordern, diese „Ausnutzung des Monopols“ in das aktuelle Verfahren gegen Microsoft mit aufzunehmen.

Die Handelsgruppe Procomp, der Microsoft-Konkurrenten wie Sun (Börse Frankfurt: SSY) und AOL Time Warner (Börse Frankfurt: AOL) angehören, rief Ende vergangener Woche die Kartellwächter an. In einem Schreiben an den stellvertretenden Justizminister Charles James sowie den Generalstaatsanwalt von Iowa, Tom Miller, bat der Geschäftsführer der Gruppe Mike Pettit, die Rechtsprechung solle einstweilige Maßnahmen gegen Microsoft verfügen.

Über die bereits bekannten Probleme mit MSN-Sites hinaus erklärte Procomp, die MSN-Japan-Site könne ausschließlich mit einem Internet Explorer gerendert werden. Die Game Zone-Site des Konzerns produziere bei Netscape-Usern eine seltsame, sich selbst widersprechende Fehlermeldung.

Microsoft berichtete am Donnerstag auf seiner Support-Site, dass Mac-Nutzer Schwierigkeiten beim Aufrufen ihres Hotmail-Account haben könnten. Grund sei ein neuer Sicherheitspatch auf dem Server, man arbeite allerdings an einer Lösung.

Der Software-Riese hatte am Freitag behauptet, Browser, die nicht konform mit den XHTML-Standards des W3C seien, hätten mit den neuen MSN-Sites Schwierigkeiten (ZDNet berichtete). Allerdings hatte der Opera-Chef Jon von Tetzchner erklärt, Microsoft halte sich selbst nicht an diese Standards. Dies könne man leicht über den Validator des W3C nachprüfen. Dabei erweist sich, dass etliche der fraglichen Dokumente nicht mit den neuen Standards konform gehen.

Netscape-User konnten sich am Freitag nicht beim Passport-Service von Microsoft registrieren. Nur die jüngste Version 6.1 war erfolgreich, die anderen stürzten beim Versuch auf die MSN-Site zu gelangen, ab. Obwohl Microsoft angibt, Netscape 4.7 und höher würden die Page laden können, widersprachen Nutzer dieses Browsers der Aussage.

Der US-Webdesigner Adam Fogg erklärte, die MSN-Homepage sei mit Opera perfekt darstellbar – vorausgesetzt, man speichert die im IE aufgerufene Seite auf der Festplatte und öffnet sie dann in Opera. „Das ist offensichtlich ein monopolistischer Trick von Microsoft…der keinerlei Grundlage in den technischen Gegebenheiten hat“, so Fogg. „Opera und Mozilla waren immer an der fordersten Front der Standard-Kompatibilität, während Microsoft immer dagegen verstoßen hat. Ihre Scheinheiligkeit macht mich so wütend.“

Das ZDNet Windows XP Resource Center bietet News, Tests, Screenshots und Leserforen zum neuen OS.

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ZDNet.de Redaktion

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