Die Musiktauschbörse Napster hat ihren Neustart erneut verschieben müssen. Napster werde erst im kommenden Jahr als kostenpflichtiges Angebot ins Netz zurückkehren, sagte Firmenchef Konrad Hilbers am Montag bei einer Konferenz zu Online-Musik in Los Angeles.
Grund seien Verzögerungen bei den Verhandlungen mit großen Musikkonzernen über Ausgleichszahlungen für Urheberrechte von über Napster vertriebenen Titeln. Ohne eine Einigung kann Napster laut Hilbers den geplanten Abonnement-Tarif für seine Kunden nicht festlegen.
Napster hatte zu seinen Glanzzeiten rund sechs Millionen Nutzer pro Woche – soviel wie später kein anderer Tauschservice nach ihm. Die Musikindustrie erwirkte nach langem Rechtsstreit ein gerichtliches Verbot. Napster entschied daraufhin, künftig ein kommerzielles Angebot unter Ägide des deutschen Bertelsmann-Konzerns zu lancieren, das Ausgleichszahlungen für die Inhaber der Urheberrechte vorsieht.
Napster kämpfte an drei Fronten: Ausgleich für bisherige Urheberechtsverletzungen, Kosten für künftige Musiknutzung sowie Zahlungsmodalitäten mit den Plattenfirmen. Eine erste Einigung erzielte Napster Ende September mit Musik-Verlagen und Komponisten in den USA. Danach soll die Tauschbörse rückwirkend 26 Millionen Dollar (56,5 Millionen Mark/28,9 Millionen Euro) als Entschädigung für kostenlos zur Verfügung gestellte Musiktitel zahlen. Für die künftige Verbreitung soll Napster zudem eine Vorauszahlung von zehn Millionen Dollar leisten. Davon soll ein Drittel an die Autoren und zwei Drittel an die Verlage gehen.
Nicht gelöst ist dagegen bislang der Konflikt mit den Plattenkonzernen, den eigentlichen Urheberrechtsinhabern. Diese Verhandlungen gestalten sich offenbar schwieriger als zunächst erwartet. Hilbers zeigte sich aber zuversichtlich, dass eine Einigung erzielt werden könne. „Wir glauben, dass es in aller Interesse ist, diese Auseinandersetzung hinter uns zu lassen“, sagte der ehemalige Manager der Bertelsmann Music Group (BMG) am Rande der Konferenz in Los Angeles.
Erst gestern war bekannt geworden, dass Bertelsmann Napster eine weitere Finanzspritze überwiesen hat. Zuvor hatte das Unternehmen 15 Prozent der Belegschaft entlassen.
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