China könnte Deutschland als zweitgrößte Handelsnation der Welt nach Experteneinschätzungen binnen zehn Jahren ablösen. Mit dem bevorstehenden Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) erhalte die Volksrepublik die Möglichkeit, in den kommenden Jahren einer der größten Produzenten von Elektronik, Halbleitern und Computer-Hardware zu werden, sagte China-Experte Nicholas Lardy vom Wirtschaftsforschungsinstitut Brookings Institute am Dienstag in Schanghai.
Chinas größte Herausforderung liege derzeit noch in der Reform des maroden Finanzsektors, sagte Lardy. Während chinesische Firmen in den vergangenen Jahren zunehmend effizienter geworden seien, stehe der Schnitt bei den Banken noch aus. Für heimische Unternehmen sei es äußerst schwierig, an Kredite zu kommen. Die Bankenmitarbeiter seien schlecht ausgebildet und oft nicht in der Lage, gute von schlechten Geschäftsideen zu unterscheiden. Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation soll auf der am Freitag beginnenden WTO-Ministerkonferenz in Doha endgültig beschlossen werden. Die Volksrepublik könnte dann gemeinsam mit dem „kleinen Bruder“ Taiwan ab dem nächsten Jahr Mitglied im Club der Handelsnationen werden.
Peking hatte sich über 15 Jahre lang um die WTO-Aufnahme bemüht. Der Beschluss zur WTO-Aufnahme des Landes soll am Samstag live im staatlichen chinesischen Fernsehen übertragen werden. Nach Angaben der Zeitung „Beijing Morning Post“ vom Dienstag wird mindestens ein Programm abends bis Mitternacht (14.30 bis 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit) ununterbrochen aus dem Emirat Katar senden. Die „Beijing Youth Daily“ verkündete, das Ergebnis werde dann um genau 23.20 Uhr Ortszeit (16.20 mitteleuropäischer Zeit) übertragen. Wenn die WTO-Staaten erwartungsgemäß für eine Aufnahme Chinas stimmen, muss das Parlament in Peking die Entscheidung ratifizieren. 30 Tage später ist der Beitritt dann offiziell perfekt.
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