Im Internet sind die Tage von Osama bin Laden gezählt. Während die USA seit über fünf Wochen Jagd auf den mutmaßlichen Terroristenführer machen, treiben Internet-Nutzer mit dem derzeit gesuchtesten Mann der Welt ihr hemmungsloses Spiel.
Auf europäischen und amerikanischen Sites hagelt es Raketen, Kugeln und Bomben, Bin Laden wird zur leichten Beute und mit Fotomontagen zur Lachnummer gemacht. Mal hat der Anführer des Terror-Netzwerks El Kaida einen Gastauftritt in der Sesamstraße, dann zeigt sich der bärtige „Mr. Bean Laden“ als Doppelgänger des britischen Fernsehkomikers und Anti-Helden Mr. Bean. Auch in einer virtuellen Folge der Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ ist er ein willkommener Gast. „Wie stehen ihre Chancen, Weihnachten noch zu erleben?“ lautet die Frage an den Staatsfeind Nummer eins der USA. Zur Auswahl stehen vier Antworten: „Gleich Null“, „Ziemlich übel“, „Schlecht“ und „Nicht vorhanden“.
„Mit Spott wird die Katastrophe ein wenig relativiert“, erklärt der Webmaster Steven Croquennec. „So werden die Opfer der Attentate wenigstens symbolisch gerächt.“ Erfinder und Betrachter der Bin-Laden-Witze könnten auch ihrer Enttäuschung Luft machen, dass der mutmaßliche Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September noch nicht gefasst worden ist.
Selbst aus moslemischen Ländern wie Algerien kommen Witze über Bin Laden. Der Rachsucht sind im Internet keine Grenzen gesetzt – und was dabei herauskommt, ist nicht immer ein Zeichen des guten Geschmacks. Offenbar inspiriert von den Lebensmittelpaketen, die das US-Militär zeitgleich mit den ersten Bomben über Afghanistan abwarf, schlägt ein Online-Händler aus dem US-Bundesstaat Michigan Spenden anderer Art vor: Er will tausende Rollen Toilettenpapier mit Karikaturen von Osama bin Laden über dem Bürgerkriegsland abwerfen, um die Bevölkerung zur Abkehr von dem islamischen Extremisten zu bewegen. „Amerika greift den Terror mit Klopapier an!“, verkündet er auf seiner patriotischen Webseite „www.makempay.com“ (Lasst sie zahlen). Die Suche nach Witzen über Bin Laden im Internet wird für viele zur neuen Lieblingsbeschäftigung. Die steigenden Besucherzahlen der einschlägigen Websites sind der eindeutige Beweis. Der Anbieter eines Online-Spiels, in der Jagd auf Bin Laden gemacht werden kann, hat seit dem 17. September auf seiner Website „www.fieler.com/terror“ mehr als 19 Millionen Abrufe gezählt. Auf zahlreichen Websites gehört Bin Laden als Witzfigur inzwischen zu den „Top Ten“.
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