Nach dem Privatsender RTL will auch die öffentlich-rechtliche ARD den Einstieg des US-Konzerns Liberty Media ins deutsche Kabelfernsehen durch eine Intervention beim Bundeskartellamt verhindern. „Wir werden nächste Woche eine Stellungnahme abgeben und uns darin für eine Untersagung aussprechen“, sagte ARD-Chef Fritz Pleitgen der „Süddeutschen Zeitung“.
Die deutschen Sender wollen gegen Liberty den offenen Digital-TV-Standard Multimedia Home Platform (MHP) durchsetzen, auf den sie sich nach jahrelangem Streit selbst erst vor wenigen Monaten geeinigt hatten. Dem Bericht der Zeitung zufolge will Liberty-Chef John Malone einen firmeneigenen Digital-Decoder einsetzen.
Mit diesem Empfangsgerät könnte er Hunderte von Programmen ins Kabel einspeisen; diese wären aber nicht alle frei empfangbar, sondern sollen teilweise gesondert vermarktet werden. Dem MHP-Standard entsprächen die Liberty-Empfangsgeräte nicht. Eine Umsetzung des Plans würde „den deutschen Fernsehmarkt sprengen“, sagte Pleitgen.
Kartellamtschef Ulf Böge sagte, seine Behörde lege „großen Wert auf ein offenes System, das den Verbrauchern die Auswahl zwischen verschiedenen Anbietern erlaubt“. Der Wechsel zu einem anderen Anbieter dürfe nicht an den Empfangsgeräten scheitern.
Den Angaben zufolge sieht auch das ZDF die Liberty-Pläne skeptisch. Am Mittwoch hatte bereits die private RTL-Gruppe erklärt, das Unternehmen und seine Mutterfirma Bertelsmann seien beunruhigt und hätten ihre Bedenken auch beim Bundeskartellamt angemeldet (ZDNet berichtete). Der Einstieg von Liberty Media gefährde den freien Wettbewerb, weil das US-Unternehmen gleichzeitig Kabelnetze betreiben und Inhalte anbieten würde.
Liberty will auch bei Premiere World einsteigen, dem Bezahlfernsehen der Kirch Gruppe. Anfang September hatte Liberty Media für 5,5 Milliarden Euro (knapp 10,8 Milliarden Mark) die letzten noch unverkauften sechs Kabelnetzregionen von der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) übernommen (ZDNet berichtete). Falls das Kartellamt dem Geschäft zustimmt, würde Liberty mit zehn Millionen Kunden auf einen Schlag größter Kabelnetzbetreiber in der Bundesrepublik. Die Entscheidung soll Anfang Januar fallen.
ZDNet bietet einen News-Report zur Übernahme des Fernsehkabels für zehn Millionen deutschen Haushalte durch den amerikanischen Medienkonzern Liberty.
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