Über Nacht war es da. Jahrelang führte es ein Schattendasein, inzwischen kommt keiner mehr an ihm vorbei: Das Internet feiert kommenden Montag seinen 32. Geburtstag. Die Unternehmensberatung Mummert und Partner prognostiziert dem Web eine weiterhin rosige Zukunft: „Trotz E-Business-Schwäche wird das WWW seinen Siegeszug fortsetzen. Der Grund: Bis 2004 werden sich die weltweiten Umsätze bei digitalen Transaktionen zwischen Unternehmen – also im Business-to-Business (B2B)-Bereich – auf rund sechs Billionen Dollar versechsfachen.“ Schon heute mache B2B den Hauptanteil der Internet-Erlöse aus. Darüber hinaus werde das Internet ab 2006 auch das Fernsehen erobern.
Im B2B-Handel kommen laut dem Marktbeobachter dieses Jahr weltweit etwa 913 Milliarden Dollar zusammen. Ähnliche Wachstumsraten erwarten die Experten beim Einkauf am heimischen PC: „Am B2C-Markt (Business-to-Consumer) werden 2004 etwa 425 Milliarden Dollar umgesetzt. Das ist mehr als viermal soviel wie in diesem Jahr, wo schätzungsweise 99 Milliarden Dollar an der virtuellen Ladentheke ausgegeben werden. Darüber hinaus schickt sich die Internet-Technologie an, nach dem Mobile Commerce ab 2006 auch den Fernseher zu erobern. Das so genannte T-Business verspricht eine der bedeutendsten Internet-Anwendungen der Zukunft zu werden.“ Schließlich haben etwa 90 Prozent der Europäer ein Fernsehgerät, das zur digitalen Vertriebs- und Distributionsplattform werden kann. Einen PC mit Internet-Anschluss besitzt hingegen nicht einmal die Hälfte aller Haushalte in Europa.
Das Internet findet weltweit immer mehr Anhänger: Bis 2005 wird es etwa 1,2 Milliarden Internet-Zugänge in aller Welt geben. Das ist fast eine Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2000, als das Internet 414 Millionen Anschlüsse zählte. In den kommenden Jahren werden die Westeuropäer erstmals die US-Amerikaner überholen: Schätzungen zufolge wird es 2005 ungefähr 246 Millionen Anschlüsse in Europa geben. Für die USA werden lediglich 214 Millionen Internet-Zugänge vorausgesagt.
Dabei hat alles mit einem anderen Ziel angefangen: Das amerikanische Verteidigungsministerium gründete 1958 eine Forschungsbehörde mit dem Namen Advanced Research Projects Agency (ARPA). Sie stand unter der Vorgabe, den technologischen Vorsprung der Vereinigten Staaten zu sichern. Ausdrückliche Zielsetzung der ARPA war es, neue, innovative Technologien zu entwickeln und nach Visionen und Ideen Ausschau zu halten, um sie auf ihre Umsetzbarkeit zu prüfen.
Neben der Raketentechnik, der Verhaltensforschung und der Entwicklung neuer Materialien und Werkstoffe geriet auch der zu jener Zeit noch relativ junge Computer ins Blickfeld des Interesses. Die ARPA war unterstützend tätig in den Bereichen Künstliche Intelligenz und grafische Benutzeroberflächen, daneben trat sie aber auch für die Entwicklung eines national Computernetzwerkes ein.
Im Laufe der 60er Jahre versuchten verschiedene Firmen, Forschungseinrichtungen und Universitätsinstitute den Austausch von Daten zwischen Rechnern zu erleichtern, der bis zu diesem Moment nur über Lochstreifen oder Bänder möglich war. Am 10. Dezember 1969 tauschen dann vier Computer an den Universitäten Los Angeles, Santa Barbara, Stanford und Utah die ersten Datenpakete aus. Das ist die Geburtsstunde des ARPANETs (Advanced-Research-Projects-Agency-Netz), des Vorläufers des Internets. Die ersten beiden Anwendungsprogramme waren ein Programm für den Austausch von Dateien mit anderen Rechnern (file transfer protocol, „FTP“) sowie ein Programm zur Fernsteuerung fremder Rechner (Telecommunications Network, „Telnet“).
In den Folgejahren kommen immer mehr Computer in immer mehr Ländern dazu, die Nutzergruppe bleibt aber recht klein. Der kommerzielle Durchbruch des Internets erfolgt 1993. Ein Genfer Teilchenphysiklabor bietet das World Wide Web – kurz: WWW – erstmals als Internetdienst an. Heute ist es der Onlinedienst schlechthin. Experten schätzen, dass es inzwischen mehr als eine Billion Dokumente im World Wide Web gibt.
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