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Sorgen um die Dividenden

Nach dem mageren Börsenjahr 2001 beginnt auch das neue Jahr für viele Aktionäre mit schlechten Nachrichten: Mit dem Halbleiter-Hersteller Epcos (Börse Frankfurt: EPC) kündigte eines der 30 Großunternehmen aus Deutschlands erster Börsenliga an, die Dividende ausfallen zu lassen (ZDNet berichtete). Die Deutsche Telekom (Börse Frankfurt: DTE) dürfte die jährliche Ausschüttung für die T-Aktionäre wohl nur unter großen Anstrengungen zusammenkratzen können.

Bei den Dividenden scheidet sich für die Anleger die Spreu vom Weizen. „Unternehmen, die wirtschaftlich in der Lage sind, werden versuchen, durch eine erfreuliche Dividendenpolitik ein klares Zeichen zu setzen“, sagte die Sprecherin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitzüberzeugt, Petra Krüll.

Im Gegenzug würden Aktionäre vermehrt auf Dividenden achten, „weil sie sehen, dass sie sich nur durch Kursgewinne allein nicht auf der schwarzen Seite halten können“. Eine stabile und kontinuierliche Dividendenpolitik bedeute immer „ein Schmankerl für die Aktionäre“. Wenn mit dem Beginn der Hauptversammlungs-Saison im März die ersten Jahres-Zahlungen fließen sollen, ist dies für viele Anleger nur ein schwaches Trostpflaster.

Wer etwa Ende 2000 Aktien des Siemens-Ablegers Epcos besaß, dessen Paket war Ende 2001 satte 40 Prozent (37 Euro je Aktie) weniger wert. Immerhin schüttete der Konzern einen Euro als Dividende für sein Rekordjahr 1999/2000 aus. Nun aber will Epcos den Bilanzgewinn ganz für sich behalten, weil laut dem Unternehmenssprecher „nur in Super-Geschäftsjahren Dividende gezahlt werden“ soll. Und so rosig läuft das High-Tech-Zuliefergeschäft derzeit nicht.

Für die Aktionärsschützer ist der Fall Epcos halb so wild: „Das ist für Aktionäre nachvollziehbar, wenn ein Unternehmen seine Gewinne investiert und nicht ausschüttet“, sagte DSW-Sprecherin Krüll. Hauptsache sei eine klare Firmenlinie – „und dass Dividendenzahlungen nicht willkürlich festgelegt werden“.

Der Chef der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Klaus Schneider, findet die Epcos-Strategie „gerechter gegenüber dem Aktionär“. „Wenn es schlecht läuft, kann es ja nichts geben.“ Dafür müssten Anleger dann aber auch „in guten Zeiten besonders gut bedient werden“. Sehr kritisch sehen die Aktionärsschützer dagegen die Deutsche Telekom: Die trat vor fünf Jahren immerhin als Volksaktie an, die den Anlegern langjährige Profite sichern sollte. Dies könnte sich nun gegen den Ex-Monopolisten wenden: Aus dem Telekom-Geschäft werden Verluste erwartet, nur durch Verkäufe gibt es unter dem Strich wohl noch ein Plus. Zu verteilen gibt es genau genommen also nichts. Dabei wurden die T-Aktionäre 2001 bereits mit schweren Kurseinbrüchen gestraft, zeitweise sackte das Papier klar unter den Ausgabekurs von 14,32 Euro für Kleinanleger im November 1996 ab. Nur Bonusaktien und Dividendenzahlungen von insgesamt netto 2,77 Euro je T-Aktie hielten das Paket im Gewinnbereich.

Nun wollten Telekom-Aufsichtsräte aber offenbar die Dividenden kappen oder gar ganz streichen. Finanzchef Karl-Gerhard Eick sprach sich zwar vorerst dagegen aus. Ein solcher Schritt solle erst diskutiert werden, wenn ein Unternehmen „langfristig“ mehr ausgebe aus einnehme – und wie dieses Jahr ausfalle, wisse niemand. Mit solchen halben Auskünften löst Eick bei den Anlegerschützern aber weiteres Misstrauen aus.

Die Finanzmärkte würden es vermutlich als ehrlich belohnen, würde die Telekom die Dividende kappen – bei den Kleinanlegern stieße sie aber auf Unverständnis und Ärger. „Solange die Dividende noch bezahlt wird, gibt es zumindest optisch eine höhere Rendite“, so Schneider. Wer dafür aber an die eigene Substanz gehe, betreibe „Rosstäuscherei“. Krüll betont, selbst eine Ausschüttung von 62 Cent wie im Vorjahr sei „allenfalls ein schwaches Signal“, wegen der angespannten Finanzsituation der Telekom genau genommen sogar nur eine „kosmetische Geschichte“. Ob den Aktionären damit gedient sei – „das würde ich in Frage stellen.“

Kontakt:
Epcos, Tel.: 089/63626251 (günstigsten Tarif anzeigen)
Deutsche Telekom, Tel.: 0800/3301000

ZDNet.de Redaktion

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