Tariferhöhungen: „Der Wettbewerb guckt in die Röhre“

„Der Wettbewerb guckt in die Röhre“, ärgerte sich bereits die Sprecherin des Branchenverbandes VATM, Marion Krause, und hebt damit an gegen die jüngsten Tariferhöhungen der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE). Diese verteidige dabei ihre letzten Bastionen: Das noch aus den Monopolzeiten gerettete und immer weiter aufgerüstete Ortsnetz soll mehr abwerfen.

Ganze 65 Cent mehr pro Monat will die Telekom ab Mai für jeden Telefonanschluss kassieren, mindestens 13,33 Euro (ZDNet berichtete). Bei mehr als 40 Millionen Anschlüssen in Deutschland läppert sich das für den sorgengeplagten Konzern zusammen – weit mehr als 300 Millionen Euro Mehreinnahmen im Jahr sind garantiert. Da ist leicht zu verschmerzen, dass bei jedem Ticken des Gebührenzählers im Ortsnetz 0,2 Cent weniger fällig werden sollen – jede Einheit kostet künftig genau sechs Cent. Unter dem Strich bleibe für die meisten Verbraucher alles gleich, heißt es bei der Telekom. Die genauen Auwirkungen hingen vom Telefonierverhalten ab. Immerhin laufe der Großteil der Gespräche immer noch innerhalb der Städte und Landkreise ab.

Die Telekom weiß, dass sie sich auf gefährlichem Gebiet bewegt. „Gerade die Grundgebühren sind politische Preise – das ist wie beim Briefporto“, sagte Konzernsprecher Stefan Broszio. Da möglichst viele Menschen einen Anschluss haben sollen, decken die Preise der Telekom zufolge weiterhin nicht die Kosten. Genau das wirft die im Branchenverband VATM versammelte Konkurrenz der Telekom auch vor. Private Wettbewerber wie Arcor mussten dem Großkonzern bislang mehr zahlen, als ein einfacher analoger Anschluss für Endkunden kostete. Zumindest dies ändert sich künftig, weil die Kunden eben mehr zahlen.

Bei den Ortsgebühren können die kleineren Wettbewerber aber wohl weiterhin nicht mithalten – und damit der Telekom keine richtige Konkurrenz machen. Hohe Wechsel- und Umstellgebühren bei der Übernahme von Telekom-Kunden müssen über Jahre erwirtschaftet werden. Die Regulierungsbehörde müsse sich das Ganze „sehr genau anschauen und sehen, welche Auswirkungen es auf den Wettbewerb haben kann“, forderte Krause. Während die Konkurrenten beim Ortsgeschäft angesichts der 97-prozentigen Telekom-Marktanteils mehr oder weniger resigniert zu haben scheinen, treibt sie vor allem das als Zukunftsmarkt geltende Internet über digitale DSL-Leitungen auf die Palme: Hier habe die Telekom ein Jahr lang weitgehend ungestört von den Regulierern mit Dumpingpreisen Kunden anwerben und ihre Anschlusszahlen auf 2,2 Millionen in die Höhe treiben können, heißt es beim VATM. Für die Wettbewerber blieben wieder nur rund drei Prozent Marktanteil.

Weil die Bonner Behörde nicht rechtzeitig steuernd eingegriffen habe, gebe es nun vielleicht in einem Jahr höhere Preise, aber keinen Wettbewerb. „Bei DSL mussten wir erst den Markt durch ein günstiges Angebot schaffen“, hält Telekom-Sprecher Broszio dagegen. In anderen Ländern sei das schnelle Internet ein Luxusartikel. Hier zu Lande solle mit günstigen Preisen ein breiter Markt geschaffen werden. Auf Druck der Regulierer hebt die Telekom ihre DSL-Entgelte für Kunden mit digitalen Anschlüssen nun ab Mai an. „Denkbar wäre immer noch, dass der Regulierer noch einen drauflegt“, räumt Broszio ein. „Das wäre aber ein neuer Trend, wenn man alles teurer machen muss, damit die Margen für die Konkurrenz stimmen.“ Man müsse sich „fragen, ob der Verbraucher oder die Wettbewerber im Vordergrund stehen“.

Vom Verbraucher würden die höheren Preise „zunächst kritisch betrachtet“, gibt der Präsident der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth, zu. Langfristig werde es aber mehr DSL-Angebote geben können, verspricht er – weil Wettbewerber schneller darauf hoffen könnten, dass sich ihre Investitionen in Breitbandnetze rentierten.

ZDNet.de Redaktion

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