Das neue Fernsehzeitalter bleibt vorerst Wunschdenken: Nachdem das Bundeskartellamt den Großeinstieg des US-Konzerns Liberty Media ins deutsche Kabelnetz untersagt hat, ist ein neuer Käufer für die sechs Fernsehkabel-Netze der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) nicht in Sicht. Und damit ist auch der Ausbau des Netzes auf unbestimmte Zeit verschoben, der Millionen von Verbrauchern mehr als hundert Fernsehprogramme sowie Internet und Multimedia ins Wohnzimmer bringen sollte. Auch für Befürworter des Beschlusses der Wettbewerbshüter steht deshalb fest: Ein neuer Investor für das Telekom-Netz muss so schnell wie möglich gefunden werden.
„Die Entscheidung des Kartellamts war unausweichlich und ist nichts desto trotz bedauerlich“, sagt etwa Mechthild Winkelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Denn nun werde das Kabelnetz auf unabsehbare Zeit brach liegen, beklagt sie. Es sei „dringend erforderlich“, einen neuen Käufern zu finden. Die Verbraucherschützerin verspricht sich davon vor allem mehr Wettbewerb beim Internet sowie beim Telefonieren und dadurch sinkende Preise. Das digitale Fernsehen, bei dem die Fernsehzuschauer etwa mit Tastenklick ihren Lieblingsfilm zu jeder Tageszeit sehen können, ist für die Verbraucherschützerin dagegen eher ein Nebenaspekt: Man müsse schließlich fragen: „Wieviel Fernsehen braucht der Mensch?“
Beim künftigen Fernsehangebot setzt auch ein zentraler Kritikpunkt des Kartellamts an: Die Wettbewerbshüter störten sich daran, dass Liberty zugleich Netzbetreiber und Anbieter von Inhalten wäre. Der US-Konzern, der zahlreiche Medienbeteiligungen vom Discovery Channel bis AOL Time Warner hält, könnte „günstiger als alle Wettbewerber Inhalte einkaufen, attraktiv bündeln und so eine sich vergrößernde Sogwirkung zu seinen Gunsten auslösen“, betonte Kartellamtschef Ulf Böge. Die Folge dieses Szenarios wäre für ihn ein „Anstieg von Markteintrittsbarrieren“ für Konkurrenten.
Zudem bezweifelte das Kartellamt, ob durch den Liberty-Einstieg tatsächlich der erhoffte Wettbewerb beim Telefonieren entstehen würde. Zwar hatte der Konzern zugesichert, bis 2010 insgesamt 8,3 Milliarden Euro in den technischen Ausbau der Kabelnetze zu stecken. Doch das Kartellamt war nicht überzeugt, dass im Rahmen dieser Investitionen „in überschaubarer Zeit“ echte Konkurrenz zur Telekom entstehen könnte. Liberty habe ein „Glaubwürdigkeitsproblem“ gehabt und die Kartellwächter zudem provoziert, sagt der Geschäftsführer des Verbandes privater Kabelnetzbetreiber (ANGA), Peter Charissé.
Tatsächlich machte das Unternehmen des US-Medienmagnaten John Malone keinerlei Anstalten, den Forderungen der Wettbewerbshüter entgegenzukommen. Es werde „keine Zusagen oder Änderungen des Vorhabens“ geben, hatte Liberty nach einer Abmahnung durch die Bonner Behörde Ende Januar erklärt. Dass hinter dieser unnachgiebigen Haltung Kalkül stand, schließt Charissé nicht aus: Spekulationen, dass Liberty angesichts der hohen Kosten und Hürden am Ende die Lust an dem Deal verloren habe, seien nicht von der Hand zu weisen.
Mit der Entscheidung des Kartellamts ist der ANGA-Geschäftsführer dennoch nicht glücklich: Der Kabelmarkt bleibe jetzt erstmal „zementiert“, sagt Charissé. Er habe die Sorge, ob die vom Kartellamt aufgestellten Hürden von anderen möglichen Käufern übersprungen werden könnten. Zudem sei offen, wer überhaupt die geforderten Milliarden habe, um in das Kabelnetz zu investieren.
Damit sei die Erfüllung des Traums vom Multimedia-Bildschirm mit riesiger Filmauswahl, direktem Anschluss ins Internet und gleichzeitig fallenden Telefontarifen in die Ferne gerückt, meint ein Branchenkenner. Für ein solches Vorhaben brauche man eine bestimmte kritische Masse. Liberty hätte diese Kriterien zweifellos erfüllt. Wer für den US-Konzern nun einspringen könnte, ist offen.
ZDNet bietet einen News-Report zur Übernahme des Fernsehkabels für zehn Millionen deutschen Haushalte durch den amerikanischen Medienkonzern Liberty.
Kontakt: Deutsche Telekom, Tel.: 0800/3301000
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