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Umweltschützer warnen vor Elektroschrott in Asien

Am Ufer des Flusses Lianjiang im chinesischen Distrikt Guiyu türmen sich Berge von ausgemusterten Elektrogeräten aller Art auf. Rund 100.000 Menschen, Männer, Frauen und sogar Kinder, arbeiten auf der riesigen Elektroschrotthalde. Mit Axten und Hämmern zertrümmern sie die Geräte, ohne Rücksicht auf Gesundheitsschäden und eine Verpestung der Umwelt durch die giftigen Bestandteile.

Diese Szene beschrieben Mitglieder einer internationalen Gruppierung gegen den Export von Elektromüll dieser Tage bei einem Treffen in San Francisco. Die rund vier Autostunden nordöstlich von Hongkong gelegene Müllhalde, offiziell eine Recyclinganlage, sei alles andere als ein Einzelfall, betonen Sprecher des Kollektifs, dem namhafte Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace angehören. Ähnliche Anlagen gebe es in Pakistan und Indien, unter anderem nahe der Städte Karachi und Neu Delhi.

„Das ist ein Alptraum unseres Cyber-Zeitalters“, meint Jim Puckett, Sprecher einer Umweltschutzgruppe aus Basel. Denn was in Asien als „Recycling“ gehandelt werde, sei nichts anderes als eine Entsorgung auf Kosten der Umwelt. In China beispielsweise würden Tonnen von Elektroschrott einfach in den Fluss Lianjiang gekippt oder landeten auf Feldern. Giftige Substanzen gelangten so in das Grundwasser.

In einigen Gegenden rund um Elektroschrottkippen müsse bereits das Trinkwasser gefiltert werden. Vor allem kennen die Beschäftigten der „Recyclinganlagen“ gar nicht die Gefahren, die vom Elektroschrott ausgehen, stellte die Gruppe in einem Bericht fest. So würden Plastik, Kabel und Röhren mit hochgiftigen Substanzen wie Blei oder Säuren einfach unter freiem Himmel verbrannt. Da die Elektromüll-Berge angesichts der rasanten technologischen Entwicklung immer schneller anwachsen – laut den Umweltschützern weltweit um 18 Prozent pro Jahr – ist die Versuchung der reichen Länder groß, die Abfälle kurzerhand ins Ausland zu „entsorgen“. Vor allem den USA werfen die Öko-Aktivisten vor, den ungehemmten Export von Elektroschrott zuzulassen – auch in Länder, die der Recycling-Aufgabe nicht gewachsen sind. Vertreter der Industrie weisen diese Vorwürfe entschieden zurück. „Das Silicon Valley will China nicht vergiften“, beteuert Margaret Bruce, die das Umweltprogramm der Industriellen-Vereinigung im kalifornischen Zentrum der Computerindustrie leitet.

In dieser Vereinigung sind unter anderen der weltgrößte Prozessor-Hersteller Intel und der Computer-Hersteller Apple vertreten. Bruce gibt allerdings zu, dass viel von dem Computerschrott „leider dort landet, wo er es nicht sollte“. Die Industriellen-Lobby wäscht sich die Hände in Unschuld. Schuld sei in erster Linie das Fehlen einer klaren Gesetzgebung, behauptet Michael Wero, ein anderer Sprecher der Silicon-Valley-Industriellen. Bisher sei nicht mal klar, wo hier die Zuständigkeiten lägen – bei der US-Regierung in Washington, oder bei den einzelnen Bundesstaaten. „Dies muss zunächst mal geklärt werden“, betont der Lobby-Sprecher. Die Umweltschützer wollen solche Ausflüchte nicht gelten lassen. Die Industrie habe schließlich genug Zeit gehabt, das Problem anzugehen.

Die Müllberge wachsen seit 20 Jahren ständig – in den USA auf mittlerweile mehr als sieben Millionen Tonnen pro Jahr, wie die zuständigen Behörden schätzen. In all diesen Jahren habe die Industrie das Problem vor sich hergeschoben, kritisiert Ted Smith, Sprecher einer Umweltschutzgruppe, die sich mit den „Verschmutzern des Silicon Valley“ befasst.

ZDNet.de Redaktion

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