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Intel kämpft gegen AMDs P-Rating

AMDs (Börse Frankfurt: AMD) Marketingcoup mit der Einführung der Modellnummer und dem Zusatz „XP“ für seine Athlon-Prozessoren scheint dem Konkurrenten Intel (Börse Frankfurt: INL) sauer aufzustoßen. Gegen den genialen Einfall die Prozessoren mit XP zu versehen, das bei AMD für „Extra Performance“ oder auch manchmal „Extreme Performance“ steht, von den meisten Anwendern allerdings mit Windows XP in Verbindung gebracht wird, kann Intel nichts unternehmen. Die Modellnummer indes, die bei AMD-Prozessoren nicht für die Taktfrequenz, sondern für de Performance des Chips im Vergleich zum Pentium 4 steht, ist nun ins Fadenkreuz von Intels Marketingabteilung geraten.

AMD hatte im vergangenen Jahr die Modellnummern eingeführt, um die Athlon XP-Prozessoren besser gegen Intels P4 positionieren zu können, der in punkto Taktfrequenz dem Athlon deutlich überlegen ist (ZDNet berichtete). Ein Athlon XP 2000+ ist beispielsweise nicht mit zwei GHz getaktet, sondern läuft nur mit 1,67 GHz, erreicht aber bei vielen Applikationen die Performance eines Pentium 4 mit zwei GHz.

In einem nun bei den Kollegen von „The Inquirer“ aufgetauchten und als „confidential“ bezeichneten Markteting-Dokument weist Intel zum einen auf den Zick-Zack-Kurs in Sachen Performance-Rating (P-Rating) bei AMD hin. Intels Konkurrent hatte 1996 schon einmal ein Performance-Rating eingeführt und sich zwei Jahre später wieder davon verabschiedet, da es den Endkunden verwirren würde. Mit ein Grund für die Abschaffung des P-Rating dürfte auch gewesen sein, dass P-Rating-Partner Cyrix je nach Laune die Leistungseinstufung für die eigenen Prozessoren ständig veränderte, was in der Tat ziemlich verwirrend war.

Zum anderen kommt hinzu, dass das damalige P-Rating sich nur auf die Integer-Performance des Chips bezog. Im Jahr 2000 gab AMD mit dem Erscheinen des ersten Athlon mit einem GHz bekannt, dass man in Zukunft die GHz- Ära anführen wolle. Ein Jahr später, nachdem klar wurde, dass in Sachen Taktfrequenz Intel mit dem P4 das deutlich überlegene Produkt hatte, hieß es bei AMD, dass Taktfrequenz nicht Alles sei. Anders als 1996 wurde mit der Einführung der Modellnummern die Performance-Einstufung für sämtliche Bereiche (Integer, Floatinpoint, MMX, SSE) vorgenommen und von einem unabhängigen Dritten überprüft. Andersen Consulting ist für diese Überprüfung der einzelnen Benchmarks verantwortlich.

Wie Intel jetzt in seinem internen Dokument „Athlon Model Numbers Confuse Your Customers“ richtig anmerkt, steigt der Unterschied bei der Taktfrequenz des Athlon XP zu seinem P4-Pendant mit jedem neuen Modell. Betrug der Taktunterschied des Athlon XP/1500+ zum P4 mit 1,5 GHz noch 12,5 Prozent, liegt er beim Pentium 4 mit zwei GHz immerhin schon bei 20 Prozent. Zudem ist der neue Pentium 4 (Norhtwood) ab einer Taktfrequenz von zwei GHz mit doppelt so viel L2-Cache ausgestattet als noch die Modelle bis zwei GHz. Zusätzlich präsentiert Intel in der als Verkaufshilfe gedachten Info-Broschüre einige Benchmarks, bei denen der aktuelle Pentium 4 mit 2,0 GHz deutlich schneller als der Athlon XP 2000+ ist. Allerdings handelt es sich hierbei meistens um für die Intel-Prozessoren optimierte Anwendungen.

Zieht man weitere Anwendungen zur Leistungsbeurteilung heran, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Bei 3D Studio Max 4.2 und Corel Bryce 5 ist sogar ein Athlon XP/1800+ schneller als ein Intel Pentium 4 mit 2,2 GHz. Erschwerend kommt hinzu, dass Intel die Leistungsmessungen des Pentium 4 mit Rambus-Speicher durchgeführt hat. Im Markt werden P4-Systeme allerdings vorzugsweise mit SDRAM- oder DDR-Speicher angeboten. In dieser Konfiguration sieht es für den Pentium 4 im Vergleich zum Athlon XP mit DDR-Speicher noch schlechter aus.

AMD ist bei der Einführung der Modellnummern bewusst sehr vorsichtig vorgegangen. Der im Oktober letzten Jahres vorgestellte Athlon XP/1800+ war damals seinem P4-Pendant nicht nur deutlich überlegen. Der XP 1800+ bot sogar mehr Leistung als das damalig erhältliche P4-Modell mit 256 KByte L2-Cache und 2 GHz Taktfrequenz. Mittlerweile ist der P4 mit 512 KByte L2-Cache (Northwood) verfügbar, sodass der Leistungsabstand nun nicht mehr ganz so groß ist. AMDs Modellnummern entsprechen nach wie vor bei den meisten Applikationen den Leistungen eines Pentium 4. Allerdings ist absehbar, dass das gegenwärtige Verfahren für die Vergabe der Modellnummern – pro 66 MHz-Schritt erhöht sich die Modellnummer um 100 – nicht mehr lange durchzuhalten ist. Der zur CeBIT erwartete Athlon XP/2100+ muss mit 21 Prozent weniger Takt als das P4-Pendant auskommen. Bei der Einführung der Modellnummer mit dem Athlon XP/1500+ lag der Taktunterschied hingegen nur bei 12,5 Prozent.

Intels Versuch die Verkäufer über die AMD-Modellpolitik aufzuklären, entspricht den marktüblichen Gepflogenheiten von Marketing-Abteilungen. Aus PR-Sicht ist das nun bekannt gewordene Dokument indes ein reines Fiasko, das den PR-Mitarbeitern bei Intel nicht nur unnötige Telefonate beschert. Mit Erscheinen der Marketing-Broschüre ist nun auch offiziell bekannt, dass Intel vor den Erfolgen seines Konkurrenten mit dem Athlon XP nicht nur mächtig Respekt hat, sondern sogar zunehmend nervös wird. Wie stark wird die Nervosität erst werden, wenn am Ende des Jahres AMDs Hammer erscheint? Statt mit zweifelhaften Maßnahmen die Konkurrenz ins Zwielicht stellen zu wollen, sollte sich Intel auf die eigenen Stärken besinnen.

ZDNet.de Redaktion

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