Hannover – Wer beim Autofahren laut „Appointments“ ruft, bekommt vom Auto seinen Outlook-Terminkalender vorgelesen – wenn der Wagen unter Windows CE for Automotive ausgestattet ist. In dieses Telematiksystem nimmt Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) die Spracherkennungs-Engine von Scansoft auf, die mit Realspeak, dem Text-to-Speech-System der gleichen Firma gekoppelt werden kann.
Wie vielseitig diese Technologie sein, zeigt eine weitere Nachricht von Scansoft: die Firma unterzeichnete zur CeBIT ein Abkommen mit dem holländischen Fernsehen. Dort werden ausländische Spielfilme im Original mit Untertiteln gezeigt: für Sehbehinderte gibt das in 19 Sprachen arbeitende Realspeak ab sofort den Vorleser. Ausserdem konnte Scansoft ein Abkommen mit Philips Speech Processing vermelden, das eine Lizenz von RealSpeak in die Philips-Produkte SpeechMania und SpeachPearl integriert. Mit diesen Programmen arbeiten Call-Center und Banken beim Online-Banking via Telefon.
Scansoft, das im Dezember 2001 die Spracherkennungs-Software Dragon Dictate vom bankrotten Softwarehaus Lernout & Hauspie übernahm, scheint den Happen verdauen zu können. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 verbuchte man einen Gewinn von 10,6 Millionen Euro gegenüber dem Verlust von 6,8 Millionen im vorausgegangenen Jahr. Im belgischen Ieper arbeiten 250 Entwickler für Scansoft weiter.
An die 200 Patente von L&H habe man sichern können, berichtete Vizepräsident Peter Hauser auf der Pressekonferenz in Hannover. Als Zukunft der Sprachverarbeitung nannte er die Aufgabe, digitale Dokumente auf mobilen Endgeräten zum Sprechen zu bringen und die Geräte selbst sprachtauglich zu machen. So demonstrierte Scansoft das Programm Dragon PDsay mit einem Compaq iPaq. Es las Termine und Emails vor. Das Programm, das vorerst nur in einer englischen Version verfügbar ist, soll auf entsprechend leistungsfähigen Handhelds zum Diktat genutzt werden können. Für sprachgesteuerte und sprachverstehende Kleingeräte prognostizierte ScanSoft einen Markt von 200 Millionen Anwendern im Jahre 2005.
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