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Microsoft: Koexistenz mit UNIX

Die Bemühung, ein echtes Macintosh-Produkt herzustellen (und nicht nur eine lächerliche Portierung der Windows-Oberfläche, wie in früheren Versionen) forderte von Microsoft ein wesentlich strategischeres und substanzielleres Engagement. Ich finde es sehr interessant, dass Microsoft für die Durchführung eines solch groß angelegten Portierungsprojektes wartete, bis das Macintosh Betriebssystem auf UNIX basierte.

Für die Office-Produkte macht das Warten sicherlich Sinn. Warum sollte man auf ein Betriebssystem (Mac OS) portieren, bei dem man bereits 95 Prozent Marktanteil und nur ein kleines Steigerungspotenzial hat, wenn man für eine Zielgruppe portieren kann (UNIX), bei der man 0 Prozent Marktanteil hat und damit eindeutig über ein großes Steigerungspotenzial verfügt?

Mit dieser Version optimierte Microsoft Office nicht nur derart, dass es unter dem UNIX-basierten OS X Betriebssystem lauffähig ist, sondern nutzte auch die einzigartige Benutzeroberfläche von Macintosh aus. Dies stellt ein großes Eingeständnis von Seiten Microsofts dar, dass andere Benutzeroberflächen durchaus auch ihre Vorzüge haben. Durch die Verwendung der Erfahrungen des Macintosh OS X Designteams war Microsoft in der Lage, Macintosh-Benutzern eine bessere grafische Oberfläche zu bieten.

Microsoft tätigte auch eine bemerkenswerte Investition in seine Software für die Teamarbeit. Anstatt Macintosh-Benutzern einfach das fette Outlook aufzudrängen, entwickelte Microsoft ein neues, sauberes, schlankes und leicht benutzbares Programm mit dem Namen Entourage. Entourage verbindet sich immer noch mit Exchange 2000 und Hotmail, aber es kann sich auch mit anderen Mail-Systemen verbinden. Microsoft verfügt endlich über einen wirklich eleganten UNIX-basierten E-Mail-Client und ein Programm zur Steigerung der Produktivität. Zwar ist keines davon auf anderen UNIX-Plattformen als OS X verfügbar, aber dadurch wurde für Apple ein riesiger potenzieller Markt geschaffen. So wie in den 80er Jahren hat Steve Jobs jetzt noch einmal die Chance zu beweisen, dass Apple ein Hersteller von Betriebssystemen sein kann, und nicht nur einfach ein Hardwareunternehmen. Durch die Übertragung des GUI-Gerüsts von OS X auf andere UNIX-Varianten (Sun, Linux, FreeBSD) könnte Apple ein Provider für Client-Middleware werden. Es wird interessant sein zuzusehen, welche Entscheidung Steve Jobs diesmal trifft.

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ZDNet.de Redaktion

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