Warum hat Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) in sein jüngstes Betriebssystem Windows XP keine Java-Unterstützung eingebaut? Der Anwalt des Redmonder Konzerns, Steve Holley, gab am zweiten Tag der neuen Anhörungen im Kartellrechtsprozess gegen Microsoft eine Antwort: Es liege einzig und allein an der Fehlerhaftigkeit des Codes von Sun (Börse Frankfurt: SSY). Als Beweis präsentierte er eine Reihe von Sun-internen E-Mails, in denen Programmierer ihre Bedenken über die Performance der Programmiersprache äußern.
Wie berichtet hatte der Konzern von Bill Gates im vergangenen Jahr entschieden, die Java Virtual Machine nicht in Windows XP zu integrieren. Daraus entsprang ein neuerlicher Schlagabtausch zwischen den Erzrivalen. Vor weniger als zwei Wochen hat Sun zudem eine eigene Kartellrechtsklage eingereicht, weil Microsoft die plattformunabhängige Sprache Java so verändere, dass sie nur mehr im .Net-Umfeld funktioniere (siehe dazu auch den Bericht von heute).
Richterin Colleen Kollar-Kotelly nahm am Montag die Verhandlung wieder auf. Umgehend hatten die neun klageführenden Bundesstaaten ihre Vorwürfe an den Softwareriesen wiederholt. Sie stützen sich im Wesentlichen auf die „Finding of Facts“ von Richter Thomas Jackson, in denen das Unternehmen als Monopolist bezeichnet wurde. Die nicht erfolgte Integration von Java in Windows XP sei ein Beleg für diese Behauptung.
Als Strafmaß fordern sie erneut ein „Windows light“ ohne Komponenten wie Internet Explorer oder Windows Media Player sowie eine teilweise Offenlegung des Windows-Quellcodes (ZDNet berichtete).
Die mittlerweile 34 Bundesstaaten lehnen eine im Herbst zwischen Microsoft und dem US-Justizministerium sowie neun anderen Bundesstaaten erzielte Einigung als zu lasch ab. Vor Gericht treten aber nur neun Staaten auf. Diese spalteten sich von der Phalanx aus 18 klageführenden Bundesstaaten und dem US-Justizministerium ab, als diese im November vergangenen Jahres eine außergerichtliche Einigung anstrebten.
Der Wettbewerbskonflikt läuft seitdem auf zwei Gleisen: Auf der einen Seite prüft die zuständige Bundesrichterin, ob der Kompromiss „im öffentlichen Interesse“ ist; auf der anderen Seite haben die neun Staaten, die die Einigung ablehnen, die ursprüngliche Klage gegen Microsoft aufrecht erhalten und damit den jetzt beginnenden neuen Prozess erzwungen. 25 weitere Staaten haben sich erst an diesem Wochenende angeschlossen.
Auf einer speziellen Seite präsentierte Microsoft Anfang der Woche den Geschäftsführer Steve Ballmer in einer Gerichtsanhörung vom 8. Februar. Darin sagt er unter anderem: „Ich bin der Überzeugung, dass wir alle Windows-Produkte vom Markt nehmen müssen, um den neuen Vorschlägen gerecht zu werden.“ ZDNet stellt die Aussagen Ballmers in seinen Video-News vor.
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