Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) übt nach wie vor Druck auf die Hersteller von PCs aus. Das ist das Fazit der schriftlichen Zeugenaussage des Gateway-Managers Anthony Fama im Kartellrechtsprozess gegen den Softwarekonzern. Die Windows-Lizenzen und andere Verträge würden der Firma von Bill Gates noch immer beinahe uneingeschränkte Macht über seine Lizenznehmer geben. Fama sprach von einem „Ruhig stellen“ („chilling effect“) der Hersteller durch diverse Knebelverträge wie die so genannte „Two Strikes“-Policy oder der Zuteilung beziehungsweise Verweigerung von Market-Development Funds (Subventionen).
Fama erschien am Montag persönlich vor dem Richter, er wird seine Aussage voraussichtlich auch heute fortsetzen. Er ist der erste Vertreter eines Microsoft-Kunden. Bislang haben nur erklärte Gegner des Konzerns, als da sind AOL Time Warner (Börse Frankfurt: AOL), Real Networks (Börse Frankfurt: RNW) und Sun Microsystems (Börse Frankfurt: SSY), eine Zeugenaussage abgegeben.
„Die Kommentare von Konkurrenten können von Microsoft leicht abgetan warden“, erklärte der Kartellrechtsexperte Emmett Stanton von Fenwick & West aus Palo Alto, Kalifornien. „Aber Kunden, die unter der Knute von Microsoft stehen, können nicht so leicht diskreditiert werden.“
Richterin Colleen Kollar-Kotelly hat am Montag vergangener Woche die Verhandlung wieder aufgenommen. Umgehend hatten die neun klageführenden Bundesstaaten ihre Vorwürfe an den Softwareriesen wiederholt. Sie stützen sich im Wesentlichen auf die „Finding of Facts“ von Richter Thomas Jackson, in denen das Unternehmen als Monopolist bezeichnet wurde. Die nicht erfolgte Integration von Java in Windows XP sei ein Beleg für diese Behauptung.
Als Strafmaß fordern sie erneut ein „Windows light“ ohne Komponenten wie Internet Explorer oder Windows Media Player sowie eine teilweise Offenlegung des Windows-Quellcodes (ZDNet berichtete).
Die mittlerweile 34 Bundesstaaten lehnen eine im Herbst zwischen Microsoft und dem US-Justizministerium sowie neun anderen Bundesstaaten erzielte Einigung als zu lasch ab. Vor Gericht treten aber nur neun Staaten auf. Diese spalteten sich von der Phalanx aus 18 klageführenden Bundesstaaten und dem US-Justizministerium ab, als diese im November vergangenen Jahres eine außergerichtliche Einigung anstrebten.
Der Wettbewerbskonflikt läuft seitdem auf zwei Gleisen: Auf der einen Seite prüft die zuständige Bundesrichterin, ob der Kompromiss „im öffentlichen Interesse“ ist; auf der anderen Seite haben die neun Staaten, die die Einigung ablehnen, die ursprüngliche Klage gegen Microsoft aufrecht erhalten und damit den jetzt beginnenden neuen Prozess erzwungen. 25 weitere Staaten haben sich erst an diesem Wochenende angeschlossen.
Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760 (günstigsten Tarif anzeigen)
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