Die letzten Manöver haben nichts mehr genützt: Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid wird ungnädig von Bord geschickt. Fünf Wochen lang haben sich die „Geschäftspartner“ France Télécom und Mobilcom (Börse Frankfurt: MOB) öffentlich mit Wirtschaftsprüfern und dem Gang vors Gericht bedroht, bevor der 49-jährige deutsche Selfmademan im Kampf gegen den Pariser Telefonriesen den Kürzeren zog.
Kleinlaut gab das Büdelsdorfer Unternehmen am Dienstag bekannt, dass der Firmengründer seinen 40-Prozent-Anteil verkauft und als Chef abtritt. Vorerst gebe es aber nur eine „Feuerpause“, verkündete mit scharfem Unterton der Finanzchef von France Télécom, Jean-Louis Vinciguerra. „Wir versuchen jetzt, einen richtigen Waffenstillstand abzuschließen.“
In dürren Worten setzte Mobilcom dem einstigen Vorzeige-Unternehmer den Stuhl vor die Tür: „Mobilcom-Hauptaktionär Gerhard Schmid und France Télécom haben sich auf einen grundsätzlichen Weg geeinigt, die aktuellen Streitfragen zu lösen: Danach verkauft Gerhard Schmid seine Anteile an eine Gruppe von Finanzdienstleistern.“
Die „aktuellen Streitfragen“ hatten zeitweise den Anstrich einer Schmierenkomödie, wie sie auf dem Finanzparkett nicht alle Tage gegeben hat. France Télécom war brüskiert, dass Schmids Frau Sybille Schmid-Sindran klammheimlich rund zehn Prozent der Aktien zusammengekauft hatte. Mit der Klärung wurden Wirtschaftsprüfer beauftragt. Auch zeigten sich die Franzosen unwillig, weitere Milliarden in die neue Mobilfunk-Generation UMTS zu pumpen. Selbst die Mithilfe bei einer Mobilcom-Umschuldung im Juli wurde plötzlich in Frage gestellt. „Wir waren in einer ziemlich verfahrenen Situation“, gesteht Mobilcom-Sprecher Matthias Quaritsch. „Es musste ein Ausweg gefunden werden.“ Der besteht am Ende darin, dass Schmid und seine Frau sämtliche Aktien verkaufen.
So verabschiedet sich der Unternehmensgründer mit einem Goldenen Handschlag nach einem Jahrzehnt, in dem er zu den Mobilfunk-Pionieren zählte. Noch will sich der Maurer-Sohn, der beim Porzellanhersteller Hutschenreuther und dem Autoverleiher Sixt groß wurde, nicht zu seinen künftigen Berufsplänen äußern. „Darüber werde ich nachdenken, wenn sich die Situation stellt“, sagte Schmid nach Angaben seines Unternehmens. Für die 5700 Mobilcom-Mitarbeiter soll die Einigung mit France Télécom gewährleisten, dass es wieder eine klare Zukunftsperspektive gibt. Einzelheiten müssen noch ausgetüftelt werden, denn das Pariser Unternehmen hat selbst mehr als 60 Milliarden Euro Schulden, so dass es sich Mobilcom nicht einfach einverleiben kann.
Nun soll ein Bankenkonsortium die Anteile des Schmid-Clans übernehmen. Die Deutsche Bank, ABN Amro, die Société Générale und Merrill Lynch sind als bisherige Gläubiger in erster Linie gefragt. Als Schlussdatum ist Mitte April anvisiert. „Wenn das geklärt ist“, hoffen Pariser Börsianer, „werden wieder alle an einem Strick ziehen“.
Nicht geklärt ist hingegen weiterhin, wie sich Mobilcom beim Start der neuen Mobilfunk-Generation UMTS aus der Affäre ziehen wird und welche Schachzüge France Télécom noch auf Lager hat. „Für die Strategie bin ich verantwortlich“, verkündet Konzernchef Michel Bon. Er äußerte sich zu Wochenbeginn recht konkret darüber, dass einige der Erwerbungen aus der Vergangenheit – darunter die Mobilcom-Anteile – keine Rendite bringen. Nebulös fielen jedoch seine Bemerkungen zur Zukunft aus. Mobilcom dürfe sich auf dem unsicheren deutschen Markt „nicht alleine abmühen“, riet Bon. Immer deutlicher strebt France Télécom ein Zusammengehen mit anderen UMTS-Anbietern an. Denkbar wäre sogar, dass Mobilcom nach Absprachen mit Konkurrenten auf die eigene Lizenz ganz verzichtet.
Für die Telekom-Regulierungsbehörde in Bonn ist das zunächst nur eine „Hypothese“. Die vor zwei Jahren für 8,4 Milliarden Euro ersteigerte Lizenz würde dann ungenutzt bleiben und möglicherweise erneut versteigert.
Kontakt: Mobilcom, Tel.: 04331/6900 (günstigsten Tarif anzeigen)
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