Die Programmierer stehen an vorderster Front im Kampf gegen den Versuch Microsofts (Börse Frankfurt: MSF), die Standards für das Internet von Morgen festzulegen. So lautete das Credo des Chefs von Sun Microsystems (Börse Frankfurt: SSY), Scott McNealy, in einer Ansprache zur Java One-Konferenz in San Francisco. Der für seine rauen Töne gegenüber dem Erzfeind Microsoft bekannte Manager erhöhte die Schlagzahl noch einmal deutlich.
„Ich brauche eure Hilfe“, sagte er zu den anwesenden Programmierern. „Genauer: Die Menschheit braucht eure Hilfe.“ Nur wenn Java weiter eine plattformunabhängige Programmiersprache bleibe, könne dem .Net-Konzept von Microsoft Paroli geboten werden.
Wie berichtet hatte Microsoft erst vor wenigen Tagen die zweite Betaversion seines Visual J# .Net-Tools freigegeben. Programmierer können damit Anwendungen mittels Java erstellen, die ausschließlich im .Net-Umfeld des Konzerns einsatzfähig sind.
Sun hatte kurz zuvor eine neue Kartellrechtsklage unter anderem wegen dieser Strategie eingereicht: Das Unternehmen von McNealy fordert eine Milliarde Dollar (1,14 Milliarden Euro) Schadenersatz für wettbewerbsschädliches Verhalten. Die Firma von Bill Gates nutze sein .Net, um seine monopolistische Macht weiter auszudehnen. Auch eigenmächtige Veränderungen an der unabhängigen Programmiersprache Java zielten in dieselbe Richtung.
„Microsoft hat die Syntax von Java auf verschiedene Weisen geändert, so dass Source Code, verfasst mit Visual J# .Net, nicht kompatibel ist mit Source Code, der laut den offiziellen Spezifikationen verfasst wurde. Visual J# .Net macht aus einer Programmiersprache, die auf jeder Plattform lauffähig ist, eine von Microsoft-abhängige Sprache“, heißt es in der vor weniger als zwei Wochen eingereichten Klageschrift.
Damit ist ein neuer Java-Streit im vollen Gange. Den letzten hatten die beiden Unternehmen im Januar 2001 beigelegt: In der damals unterzeichneten Vereinbarung war unter anderem festgelegt, dass Microsoft 20 Millionen Dollar an Sun als Ausgleich für die Nutzung der Software zahlt und in Zukunft nicht mehr mit dem Warenzeichen „Java-kompatibel“ für seine Produkte werben darf.
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