Walter Hewlett lässt nicht locker. Während die Unternehmenschefin von Hewlett-Packard (HP; Börse Frankfurt: HWP), Carly Fiorina, bereits über die nach ihrer Meinung unaufhaltbare Fusion mit dem Konkurrenten Compaq (Börse Frankfurt: CPQ) jubelt, kämpft der Erbe von Firmengründer Bill Hewlett weiter gegen das Projekt an – jetzt auch mit juristischen Mitteln. Am Dienstag beginnt im US-Bundesstaat Delaware ein Prozess um das Votum der HP-Aktionäre über das Fusionsprojekt.
Im Mittelpunkt steht dabei das Stimmverhalten der Deutschen Bank, die mit einem Paket von 17 Millionen Aktien am Tag der Abstimmung überraschend in das Lager der Fusionsbefürworter gewechselt war. Walter Hewlett bezweifelt, dass es dabei mit rechten Dingen zuging. Ungeachtet des Gerichtsverfahrens hat Fiorina angekündigt, sie wolle den Zusammenschluss mit Compaq Anfang Mai vollziehen. Die Aktionäre von Compaq hatten die Fusion mit klarer Mehrheit gebilligt. Dagegen ist das Abstimmungsergebnis bei HP in jedem Fall knapp. Das vorläufige Ergebnis wurde vor wenigen Tagen von der HP-Führung bekannt gegeben. Demnach ging das Projekt mit einem Vorsprung von nur 45 Millionen Aktien oder 2,3 Prozentpunkten durch.
Hewlett, der die Fusion im Namen aller Erben seit Monaten bekämpft und sich zeitweise eine regelrechte Schlammschlacht mit Fiorina geliefert hatte, behält sich jedoch die Option vor, eine komplette Neuauszählung zu beantragen. Vor allem aber scheint er auf das Gerichtsverfahren zu setzen. Sollte das Gericht zu dem Schluss kommen, dass das Votum der Deutschen Bank von der HP-Führung unrechtmäßig manipuliert wurde, müsste eine ganz neue Abstimmung angesetzt werden.
Das Verhalten der Deutschen Bank ist in der Tat mysteriös. Denn ursprünglich hatte ihre Tochterfirma Deutsche Asset Management ihre sämtlichen 25 Millionen HP-Aktien gegen die Fusion in die Waagschale werfen wollen. Erst kurz vor der Abstimmung am 19. März schwenkte die Firma um und setzte 17 Millionen Aktien für die Fusion ein. Äußerungen Fiorinas geben Spekulationen Nahrung, dass gemauschelt worden sein könnte. Wie durchsickerte, hatte sie wenige Tage vor dem Votum ihrem Finanzdirektor über Deutsche Bank sowie Northern Trust, einen weiteren Aktionär, gesagt: „Wir könnten etwas Außergewöhnliches tun, um diese beiden auf unsere Seite wechseln zu lassen.“ Wenige Tage vor dem Votum hatte die Deutsche Bank nach Presseberichten HP geholfen, sich eine Kreditlinie von vier Milliarden Dollar zu sichern. Die Vorgänge sind so merkwürdig, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC vor einer Woche von HP Informationen über das Stimmverhalten von Deutscher Bank und Northern Trust anforderte.
Das Gerichtsverfahren soll nach Angaben von HP nur drei Tage dauern. Für Fiorina steht viel auf dem Spiel. Sollte das Vorhaben scheitern, wird der Rücktritt der mediengewandten Managerin erwartet, die als bislang einzige Frau eine der großen US-High-Tech-Firmen leitet. Sollte die Fusion glücken, wäre die steile Karriere der 47-jährigen Powerfrau auf dem Zenit: Der neue Megakonzern könnte nach Schätzung der Anlageberaterfirma ISS einen Jahresumsatz von 82 Milliarden Dollar (93 Milliarden Euro) erwarten und würde damit nah zum Branchenprimus IBM aufschließen. Bei PCs, Servern und Druckern soll HP/Compaq nach den Plänen Fiorinas sogar zur weltweiten Nummer eins werden. Für den Kauf von Compaq will sie nach derzeitigem Aktienwert etwa 20 Milliarden Dollar zahlen.
Die Erben der Firmengründer Bill Hewlett und Dave Packard leisten geschlossen Widerstand gegen die Fusion. Ihr Sprecher Walter Hewlett kritisiert, dass das schwächelnde PC-Geschäft bei Compaq große Risiken berge. Er sagt dauerhafte Verluste für die Aktionäre voraus. Hewlett wurde Anfang April aus dem Verwaltungsrat von HP ausgeschlossen – wegen seiner „konfliktreichen Beziehung zum Unternehmen“. Sollte die Fusion durchkommen, werden die Erben der Gründer vermutlich ihren letzten Einfluss in dem kalifornischen Traditionsunternehmen verlieren.
ZDNet hat in einem ausführlichen News-Report die Nachrichten zur Fusion sowie die Links auf die wichtigsten Seiten der Gegner und Befürworter gesammelt.
Kontakt:
Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.
Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…
Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…
Mit dem Dekryptor von Bitdefender können Opfer von Attacken mit der Shrinklocker-Ransomware Dateien wiederherstellen.
In der Vorweihnachtszeit ist vor allem Malvertising auf dem Vormarsch. Cyberkriminelle locken Nutzer über schädliche…
Dazu trägt unter der Infostealer Lumma-Stealer bei. Hierzulande dominiert der Infostealer Formbook die Malware-Landschaft.