Lite-Programmierer: „Kazaa soll die User aufklären“

Filesharing ist „in“. Millionen User weltweit nutzen den kostenlosen P2P-Dienst Kazaa, um Dateien jeder Art auszutauschen. Das Napster-Derivat Kazaa Media Desktop (KMD) hat jedoch eine zweite P2P-Software namens „Altnet Secureinstall“ an die Tauschssoftware sowie Spyware angehängt, um „überschüssige Rechenleistung“ der User zu nutzen.

Ein findiger Programmierer war so verärgert über die sogenannte Spyware in Kazaa, dass er kurz entschlossen die Software umschrieb. Seitdem kursiert im Web eine 1,17 MByte große Lite-Version des Filesharing-Clients. Mp3-World.net hält eine deutsche Fassung des Programms bereit. Die Software nutzt das Fasttrack-Netzwerk, enthält jedoch keine Spyware. ZDNet bietet die Software zum kostenlosen Download an.

ZDNet konnte jetzt ein Interview mit dem von Sharman Networks gesuchten Programmierer führen, der es schaffte, die Spyware aus dem Original zu entfernen.

ZDNet: Warum haben Sie den P2P-Client Kazaa-Lite entwickelt?
Lite-Programmierer: Neben dem original Kazaa-Client wird ein Dritt-Programm verteilt. Normalerweise ist das für mich kein Thema, da in den Benutzungsbedingungen von Kazaa darauf hingewiesen wird. Doch in diesem Fall bedroht die angehängte Software ernsthaft die Privatsphäre. Das Tool von Brilliant Digital geht sogar noch weiter. So ist die wirkliche Aktion des Programms den Kazaa-Usern nur ungenügend gegenüber erklärt. Die AGBs sind lang und schwierig für User zu verstehen, deren Muttersprache nicht englisch ist. Fakt ist, dass die meisten Anwender nichts von den fremden Komponenten in Kazaa wissen, oder noch wichtiger, was diese Tools überhaupt am Rechner tun. Kazaa sollte den Anwender darüber aufklären, was auf seinen Rechner alles installiert wird neben dem eigentlichen P2P-Client und was diese Software bewirkt.

ZDNet: Wie lange haben Sie für die erste Version und neueste Fassung von Lite-Version benötigt?
Lite-Programmierer: Ein paar Stunden brauche ich für jede Version. Die letzte Fassung von Kazaa hat mich nur relativ wenig Zeit gekostet. Bei Kazaa Lite handelt es sich ja schließlich nicht um ein komplett neues Programm. Es ist vielmehr eine bereinigte Version der Originalsoftware. Die meiste Arbeit besorgt ein neuer Installer.

ZDNet: Was macht die Spyware in der Originalfassung des Programms?
Lite-Programmierer: Die angehängte Software äußert sich meist nur durch Banner und Pop-Up-Fenster. Das Tool Cydoor verfolgt jedoch die Surf-Gewohnheiten des Users im Internet. Doch die Funktionsweise der Brillinat Digital-Software ist noch nicht ganz klar. Gerüchten zufolge soll das angehängte Programm ungenutzte Rechenkraft den PCs der User entziehen. Ähnlich wie der Client des SETI-Projekts.

ZDNet: Warum glauben Sie, fürchten die User Spyware?
Lite-Programmierer: Die User sind sehr sensibel, wenn es um ihre Privatsphäre geht. Doch der vielleicht entscheidendere Punkt ist, dass die Anwender vor Spyware Angst haben, weil sie nicht wissen was das Programm macht.

ZDNet: Ist es die Furcht der User, die so einen Run auf Ihre Lite-Version verursacht hat?
Lite-Programmierer: Das könnte einer von vielen Gründen sein. Ein weiterer ist, dass die in Kazaa eingebettete Dritt-Software angeblich ein wenig unstabil sein soll. So würden zuviel System-Ressourcen benötigt und dadurch der Rechner häufig abstürzen.

ZDNet: Stimmt es nicht, dass die Lite-Version der Originalsoftware den Rang bei den Downloads abläuft? Wollen Sie Sharman Networks zwingen, bei der nächsten Version Scumware auszuschließen?
Lite-Programmierer: Ich glaube, das stimmt nicht. Das Original wird über drei Millionen Mal in der Woche heruntergeladen. Ich schätze, dass es die Lite-Fassung auf durchschnittlich 50.000 Mal in der Woche bringt. Das sind weniger als zwei Prozent. Ich denke, viele User benutzen derzeit die Lite-Version, die normalerweise Kazaa nicht eingesetzt hätten.

ZDNet: Fürchten Sie keine rechtlichen Schritte von Sharman Networks?
Lite-Programmierer: Nein, aber für den Fall dass, ziehe ich es vor, anonym zu bleiben. Ich habe das Programm ursprünglich für mich und meine Freunde geschrieben. Ich verbreite das Programm nicht über das Web, sondern die Websites die es zum Download anbieten sind eigentlich dafür verantwortlich. Wenn Sharman Lite stoppen möchte, muss die Firma gegen die Sites vorgehen.

ZDNet: Was steckt Ihrer Meinung nach hinter der angehängten Kazaa-Software?
Lite-Programmierer: Der Kazaa-Eigentümer will damit sein Geld verdienen, wie viele andere Anbieter, die ebenfalls Spyware verbreiten. Meiner Ansicht nach könnte das jedoch auf einem etwas weniger schädlichen Weg gemacht werden.

ZDNet: Brilliants Software nutzt einen Teil der CPU-Power. Macht Supernode in der Lite-Version nicht das Gleiche?
Lite-Programmierer: Nein, denn im Supernode-Modus wird nur ein winziger Teil der Rechenkraft für die Dateisuche auf anderen Systemen abgezweigt. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass der User sich dazu entschließen kann, bei Supernode mitzumachen, oder es auch sein lassen kann. Supernodes sind die Lebenskraft des Netzwerkes. Genauso wichtig wie die Leute, die ihre Dateien mit anderen Menschen teilen.

ZDNet: Wie sehen Sie die Zukunft von P2P?
Lite-Programmierer: Ich bin der Ansicht, dass es einfach immer weiter wächst. Neue P2P-Clients werden auftauchen und bestehende Netzwerke werden verbessert.

ZDNet: Ist Kazaa nur ein Tool, um Illegales zu tauschen?
Lite-Programmierer: In vielen Fällen ja. Dennoch denke ich, dass viele Plattenlabels und Filmfirmen übertreiben. Die User laden eine Menge Sachen auf ihre Rechner runter. Doch wenn es kein Internet gäbe, würden die meisten Sachen auch nicht in den Läden gekauft.

ZDNet: Welche Features werden die Lite-User in Zukunft sehen?
Lite-Programmierer: Genau die gleichen, wie in künftigen Kazaa-Produkten.

ZDNet hat in einem ausführlichen News-Report über Filesharing berichtet.

ZDNet.de Redaktion

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