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Allchin: Unstimmigkeiten bei Microsoft wegen .Net

Die Zeugenaussage des Windows-Managers Jim Allchin im Kartellrechtsprozess hat in der vergangenen Woche ein Schlaglicht auf die internen Strukturen des Softwareriesens Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) geworfen: Im Kreuzverhör erklärte er, die .Net-Strategie des Konzerns sei alles anderes als festgeschrieben, vielmehr liefere man sich intern heftige Debatten über den weiteren Kurs. Ursprünglich sollten unter dem Schlagwort „Microsoft.Net“ (sprich: „Microsoft dot net“) alle Produkte des Unternehmens Internet-fähig und von jedem Zugangsgerät aus abrufbar werden.

Der „.Net My Services“-Plan ist „ein wenig konfus“, erklärte Allchin. „Grundsätzlich arbeiten wir nicht mehr auf dieselbe Art wie früher.“ Auf Nachfrage des Anklägers Kevin Hodges fügte Allchin wenig später hinzu: „Um es ehrlich zu sagen, wir stecken gerade mitten in einer Analyse und Überarbeitung des Ganzen. Durch Feedbacks haben wir das Gefühl bekommen, wir müssten sowohl in Bezug auf das Geschäftsmodell, als auch auf die eingesetzte Technik noch einmal zurück ans Reisbrett gehen.“

Allchin bezog sich damit in erster Linie auf die Web Service-Technologie My Services, ehemals Hailstorm genannt. Diese war wie berichtet vor wenigen Wochen ausgemustert worden. Auch nach neun Monaten intensiver Suche hatte die Firma von Bill Gates keine Partner dafür finden können. In ihrer ursprünglichen Fassung hätten My Services laut Allchin ein „digitaler Safe“ werden sollen, in dem persönliche Kundeninformationen für Unternehmen wie Ebay (Börse Frankfurt: EBY) aufbewahrt werden könnten.

Darüber hinaus berichtete der Manager, dass ein weiteres .Net-Modul zu den Akten gelegt wurde: Die Web-basierten Buiness-Tools „Netdocs“ hätte es, so das Originalzitat, „zerrissen“ („blown up“). Ihre Konzeption habe sich als undurchführbar erwiesen. Darin enthalten hätten E-Mail, Messenger, Authentifizierungs-Werkzeuge sein sollen, die nur online zu nutzen gewesen wären.

Verantwortlich für Netdocs war laut Allchin sein Kollege Bob Muglia, Chef der .Net Services Group. Diese Abteilung sei mittlerweile aufgelöst worden. Auf Nachfragen durch den Ankläger erklärte Allchin: „Nun, ich fürchte ich kann Ihre Frage nicht beantworten. Es handelt sich um Bob (Muglias) Sicht der Dinge. Er und ich waren in diesen Dingen unterschiedlicher Meinung, daher glaube ich nicht, dass ich Ihnen darauf antworten kann.“

Der Wettbewerbskonflikt läuft seit Herbst vergangenen Jahres bekanntlich auf zwei Gleisen: Auf der einen Seite prüft Bundesrichterin Kollar-Kotelly, ob der mit der US-Justiz ausgehandelte Kompromiss „im öffentlichen Interesse“ ist; auf der anderen Seite haben die neun Staaten, die die Einigung ablehnen, die ursprüngliche Klage gegen Microsoft aufrecht erhalten und damit einen neuen Prozess erzwungen. 25 weitere Staaten haben sich angeschlossen. Als Strafmaß fordern sie erneut ein „Windows light“ ohne Komponenten wie Internet Explorer oder Windows Media Player sowie besagte Offenlegung des Windows-Quellcodes (ZDNet berichtete).

Die juristischen Auseinandersetzungen um Microsoft in den USA hatten vor vier Jahren begonnen, nachdem der Konzern seinen eigenen Internet-Browser in sein marktbeherrschendes Betriebssystem Windows eingebaut hatte. Die Kartellrechtsbehörden sahen darin einen Monopolmissbrauch zu Schaden des Konkurrenten Netscape.

Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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