Mit der Übernahme der letzten Aktien von früheren Mannesmann-Anteilseignern hat der Mobilfunkriese Vodafone am Dienstag den vorläufigen Schlusspunkt unter die Geschichte des traditionsreichen Mannesmann-Konzerns gesetzt. Gegen heftige Kritik von Kleinaktionären stimmte auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Düsseldorf 99,91 Prozent des anwesenden Kapitals für einen Übernahmebeschluss, wonach Vodafone für die knapp zwei Millionen Aktien insgesamt gut 414 Millionen Euro zahlt.
Vertreter der zuletzt verbliebenen rund 4000 Einzelaktionäre wollten jedoch rechtliche Schritte gegen die Abfindungshöhe und den Beschluss nicht ausschließen. Vodafone hatte den Industriekonzern Mannesmann Anfang 2000 übernommen. Zuletzt hielten die Kleinaktionäre zusammen noch nicht einmal 0,4 Prozent der insgesamt knapp 506 Millionen Vodafone-Aktien. Nach Inkrafttreten des Übernahmebeschlusses durch richterliche Eintragung ins Handelsregister innerhalb der nächsten vier Wochen werden die Aktien der Vodafone AG nicht mehr öffentlich gehandelt.
Allerdings legten mehrere Kleinaktionäre gegen die Entscheidung der Hauptversammlung Widerspruch ein, um damit eine gerichtliche Anfechtungsklage vorzubereiten. Außerdem kann ein Spruchstellenverfahren beim Amtsgericht gegen die Höhe der Zwangsentschädigung von 217,91 Euro pro Aktie angestrengt werden. Der Chef der Vodafone AG, Julian Horn-Smith, begründete die Übernahme der letzten Vodafone-Aktien im Streubesitz mit der Notwendigkeit, die Flexibilität des Unternehmens zu stärken und gleichzeitig Kosten zu senken. „In Zeiten sich wandelnder Märkte sind weitere Veränderungen auch der Strukturen notwendig“, sagte er vor den gut 200 früheren Mannesmann-Aktionären.
Durch die Aktienübernahme fielen bisherige Kosten beispielsweise bei die Börsennotierung der Gesellschaft und der Organisation der Hauptversammlung weg. Dagegen äußerte sich Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf der zeitweise turbulenten Hauptversammlung „geschockt“ und „gelähmt“ vom Vorgehen Vodafones. „Wir freien Aktionäre sind überflüssig.“ Das außerordentliche Aktionärstreffen markiere die „Beerdigung“ der früheren Mannesmann AG. „Realistische und harte Fakten können unsere Erinnerung nicht zerstören“, fügte der DSW-Vertreter hinzu. Auch Günther Achenbach von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre betonte: „Wir erleben heute einen denkwürdigen Tag.“
Über die Einleitung eines Spruchstellenverfahrens gegen die von Vodafone angebotene Barabfindung werde „zu einem späteren Zeitpunkt entschieden“. Ein Kleinaktionär unterstrich, er fühle sich durch den von Vodafone gebotenen Kaufpreis „betrogen“. Ein weiterer Aktionärsvertreter kritisierte, Mannesmann sei von Vodafone „schamlos nach Strich und Faden ausgeplündert“ worden. Mit dem Hinausdrängen der Minderheitsaktionäre, dem so genannten Squeeze-out, wendet Vodafone eine neue Vorschrift im deutschen Aktiengesetz an. Seit Jahresbeginn kann ein Hauptaktionär, der mindestens 95 Prozent der Anteile an einer Gesellschaft hält, per Hauptversammlungs-Beschluss auch die restlichen Anteile im Streubesitz gegen eine „angemessene Barabfindung“ übernehmen.
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