Insiderverdacht nach Absturz der Mobilcom-Aktie

Nach dem Sturz der Mobilcom-Aktie geht die Börsenaufsicht dem Verdacht des Insider-Handels nach. Wie ein Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) am Mittwoch sagte, hat seine Behörde den spektakulären Wertverfall des Anteilsscheins vom Vortag im Visier.

Die Mobilcom-Aktie brach an der Franfurter Börse unterdessen weiter ein und fiel erstmals unter sechs Euro. France Télécom hatte Dienstag die Zusammenarbeit mit der norddeutschen Telefonfirma aufgekündigt. Analysten werteten dies als Schachzug im Machtkampf mit Mobilcom-Chef Gerhard Schmid. Am Dienstag sei der Mobilcom-Kurs von etwa 13,50 Euro um gut ein Drittel gefallen, noch bevor France Télécom den Bruch offiziell bekannt gegeben hatte, sagte der BAFin-Sprecher. Für die Börsenaufsicht sei dies routinemäßig ein Anlass, sich den Fall genauer anzuschauen.

Nach der Ankündigung hatte der Anteilsschein seine Talfahrt fortgesetzt und bis zum Abend 46 Prozent verloren. An der Börse hatten Gerüchte die Runde gemacht, der Pariser Konzern stoße seine Mobilcom-Aktien ab. Dies hatte France Télécom, seit 2000 mit 28,5 Prozent beteiligt, dementiert. Wenn jemand vor der Bekanntgabe von der Entscheidung der Franzosen gewusst und daraufhin Mobilcom-Aktien verkauft oder günstiger gekauft hätte, wäre dies ein Insider-Delikt.

Die „Telebörse“ berichtete, „eine Pariser Adresse“ habe am frühen Dienstagnachmittag „in 30-Cent-Schritten massiv“ Aktien abgestoßen, so dass diese von 13,64 bis auf 8,60 Euro stürzten. Zu diesem Zeitpunkt spielte die deutsche Nationalelf bei der Fußball-WM gegen Kamerun. Da auch viele Börsianer den Kickern zuschauten, waren die Handelsumsätze schwach.

Nach Angaben des Magazins schaltete Mobilcom umgehend die Handelsüberwachungsstelle der Börse ein; danach erholte sich der Kurs zunächst auf 9,65 Euro. Als die Mitteilung aus Paris kam, gab der Anteilsschein aber erneut stark nach. Am Abend wurde der Handel mit Mobilcom-Aktien vorübergehend ausgesetzt. Am Mittwoch sackte der Kurs erneut ab: Er brach um gut ein Sechstel ein und erreichte mit 5,80 Euro am frühen Nachmittag einen neuen historischen Tiefstand.

Gegen 13.40 Uhr war eine Mobilcom-Aktie 5,94 Euro wert, nur noch gut ein Drittel des Monats-Höchststandes von 16,19 Euro und weniger als ein Viertel des Jahres-Hochs von 26,85 Euro. Informationen der „Wirtschaftswoche“ zufolge will France Télécom den Kurs drücken, um im Bunde mit befreundeten Banken Mobilcom zum „Schnäppchenpreis“ ganz zu übernehmen und Schmid herauszudrängen.

Die Pariser haben demnach einen 100-Tage-Plan in der Schublade, um ihre Deutschland-Tochter Hutchison Telecom mit Mobilcom zu verschmelzen. Unter dem Dach des Mobilfunk-Betreibers Orange sollten künftig höchstens noch 4000 Beschäftigte in Deutschland tätig sein, 2100 weniger als bei Hutchison und Mobilcom. France Télécom und Mobilcom liefern sich seit Wochen einen Schlagabtausch. Die Franzosen werfen Schmid Vertragsverletzungen vor und verlangen seinen Rücktritt. Im Sommer 2000 hatten sie ihm beim Erwerb einer UMTS-Lizenz mit Milliarden unter die Arme gegriffen. Das für den Betrieb eines deutschen UMTS-Netzes geschmiedete Abkommen vom März 2000 kündigten sie nun auf. Mobilcom erklärte, es gebe dafür „keine rechtliche und tatsächliche Basis“.

Kontakt: Mobilcom, Tel.: 04331/6900 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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