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Chinas zweite Kulturrevolution

Welche Folgen ergeben sich also aus Chinas überstürztem Aufbruch in die Neuzeit?

  • Das Silicon Valley wird sich Richtung Osten verlagern. Hightech-Unternehmen betreiben mittlerweile neben ihren Fertigungsstätten in China auch Entwicklungszentren. Multinationale Konzerne reißen sich um die Absolventen der Universität Nanjing und andere Spitzenkräfte. „Ein Großteil der Compiler-Arbeit von Intel findet in Shanghai und Russland statt“, so Wen-Hann Wang, Leiter der Technology Development Group des Unternehmens.

    US-Marken sind jedoch nach wie vor sehr beliebt. Im Einkaufszentrum „Buy Now PC“, einem dreistöckigen Gebäude, das zahlreiche Hersteller und Reseller von Do-it-yourself-PCs beherbergt, ziehen nach Aussage des Verkaufspersonals vor allem die Computer von IBM und Compaq die Käufer an, trotz ihrer höheren Preise. Apple-Computer bilden hierbei allerdings eine Ausnahme. Das Apple Centre war zwar das Geschäft mit der geschmackvollsten Einrichtung, doch fehlten ihm die Kunden. Der einheimische Verkäufer tauchte nur ab und zu auf, um ein wenig mit dem ausgestellten iMac-Flachbildschirm herumzuspielen.

  • Taiwan wird sich in irgendeiner Form mit China zusammenschließen. Trotz des zwischen den Regierungen von Taiwan und China ausgefochtenen Nervenkriegs wird man zu einer Übereinkunft finden müssen, wie sogar verantwortliche Stellen und Einwohner Taiwans meinen. Auf wirtschaftlicher und kultureller Ebene hat der Zusammenschluss längst begonnen.

    „Noch vor wenigen Jahren rümpften die VIPs in Taipeh angewidert die Nase, wenn es um die Ereignisse in Shanghai ging“, sagt Shirley Young, Vorsitzender des Committee of 100, einer Vereinigung sino-amerikanischer Führungskräfte. „Heute sind alle mit dem ,Shanghai-Fieber? angesteckt und suchen in Shanghai Hausangestellte oder Grundstücke.“

  • Trotz des Niedergangs des Kommunismus wird Mao so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden. Auf jedem Trödelmarkt in der Stadt werden noch immer mit Mao-Porträts verzierte Vasen, Uhren und Teller sowie andere Relikte aus dem goldenen Zeitalter der totalitären Kunst angeboten. Ebenso ist erstklassige Handwerksarbeit zu finden – meine Chou En-lai-Armbanduhr geht am Tag nur ein oder zwei Minuten nach! Und ein absoluter Renner: Gipsfiguren der Viererbande, die ihre Mitbürger zum Tragen von albernen Mützen verdonnert hatte, als Erinnerung an die Kulturrevolution.

  • Der Boom der Produktpiraterie wird ein Ende haben. Nach Jahren laxer Handhabung hat die Regierung nun begonnen, bezüglich der Raubkopien von Software, CDs und DVDs hart durchzugreifen. Das macht sich in der City deutlich bemerkbar. So suchte ich mehrere Straßen und Geschäfte nach illegalen CDs und DVDs ab und wurde nur bei einem Händler fündig. Und selbst da war die Auswahl äußerst begrenzt, auch wenn eine Kopie von „A Beautiful Mind“ erhältlich war (mit dem Begleittext „Ein Leben auf dem Snowboard, David Aames scheint alles im Griff zu haben.“), wurden vorwiegend alte Tom Cruise-Filme und Celine Dion-CDs angeboten. Viele der Geschäfte verkauften dagegen die Originalartikel.

    „Wenn wir einen Raubkopierer-Ring aufdecken, beschlagnahmen wir die Produkte sowie die Ausstattung zur deren Herstellung und bringen die beteiligten Personen oder Organisationen vor Gericht“, sagte der Verantwortliche der Freihandelszone Waigaoqiao, Jian Daning.

    Das scheint eine Erklärung für das Phänomen zu sein.

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ZDNet.de Redaktion

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