Microsofts (Börse Frankfurt: MSF) Oberhaupt der Windows-Abteilung, Jim Cullinan, hat eine besonders für Sun (Börse Frankfurt: SSY) überraschende Mitteilung gemacht: In dem für Spätsommer erwarteten Service Pack 1 für Windows XP werde auch eine neuerliche Unterstützung für Java enthalten sein. Allerdings plane man langfristig einen kompletten Ausstieg aus der Java-Technologie.
Cullinan erklärte, man werde die 1997 geschriebene und auf Java 1.1.4 basierende hauseigene JVM in das SP1 integrieren. Sun dagegen fordert seit langem, dass Microsoft die weitaus modernere Variante 1.4 unterstützt. Die Firma von Scott McNealy bietet daher eine eigene JVM für Windows zum kostenlosen Download an.
Sun reagierte mit einer eigenen Antwortnote: „Wenn es Microsoft tatsächlich um die Befriedigung von Kunden- und Entwicklerwünschen ginge, dann würden sie eine aktuelle und vollständige Java-Software anbieten. Es handelt sich jedoch um eine altbackene und inkompatible Version.“ Der ewige Microsoft-Rivale geht noch weiter und mutmaßt: „Der Zeitpunkt der Mitteilung – kurz vor dem Ende der Argumentationsfrist im Kartellrechtsprozess – unterstreicht zudem, dass die Entscheidung aus juristischen Beweggründen getroffen wurde. Jedenfalls nicht, um die Interessen von Kunden und Programmierern zu bedienen.“
Wie laufend berichtet, hatte Microsoft zugestimmt, den Einbau von so genannter Middleware wie Player oder Browser von Fremdfirmen in das Betriebssystem Windows zu erleichtern. In einer weiteren Kartellrechtsklage wurde Microsoft im März durch Sun vorgeworfen, Java nicht oder nur inkorrekt zu unterstützen. Damit nahm McNealy den Faden wieder auf, den er 2001 hat fallen lassen: Damals legten die beiden Kontrahenten den Java-Streit zu nächst bei (ZDNet berichtete).
Microsoft hatte die Plattform vor Jahren in Lizenz genommen, wandelte sie jedoch derart ab, dass sie nur noch mit dem Betriebssystem Windows kompatibel war. Beide Unternehmen einigten sich seinerzeit darauf, dass Microsoft 20 Millionen Dollar an Sun zahlte und die eigene Java-Version weitere sieben Jahre verwenden durfte.
Der Konzern von Bill Gates entschied dann im vergangenen Jahr, die Java Virtual Machine nicht in Windows XP zu integrieren. Der Anwalt des Redmonder Konzerns, Steve Holley, erklärte im Kartellrechtsprozess, dies liege einzig und allein an der Fehlerhaftigkeit des Codes von Sun. Als angebliche Beweise präsentierte er eine Reihe von Sun-internen E-Mails, in denen Programmierer ihre Bedenken über die Performance der Programmiersprache äußern (ZDNet berichtete).
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