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IBM-Chef: „Deutschland muss IT-Weltmacht werden“

„Die schnelle Transformation in die Informationsgesellschaft ist Deutschlands letzte Chance, um im Kreis der großen Wirtschaftsmächte zu verbleiben. Deutschland muss IT-Weltmacht werden – und das pronto!“ Diese markigen Worte fand der Vorsitzende der Geschäftsführung der IBM Deutschland, Erwin Staudt, anlässlich der Vorstellung seines Buches „Deutschland online – Strategien und Projekte für die Informationsgesellschaft“ – heute in Berlin.

Seit Beginn der neunziger Jahre sei Deutschland bei der Entwicklung und dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie hinter eine Reihe anderer Länder zurückgefallen. „Während wir uns mit den ökonomischen Folgen der Wiedervereinigung und der Reformstau-Debatte beschäftigt haben, sind die USA, Großbritannien und die skandinavischen Länder an uns vorbeigezogen“, findet Staudt. Eine Studie der OECD zeige, dass der Informations- und Kommunikationstechnik-Sektor in den USA im Zeitraum von 1995 bis 2000 einen Beitrag von durchschnittlich einem Prozentpunkt zum
Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) geliefert hat. In Deutschland seien es nur rund ein viertel Prozentpunkt gewesen.

Staudt ist nicht alleiniger Autor: „Wir dürfen uns nicht an nostalgischen Konzepten der Vergangenheit orientieren: Die Subventionierung wirtschaftlich erfolgloser Unternehmen, Arbeitsbeschaffungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ohne investiven und nachhaltigen Charakter oder aber Lohnsenkungsstrategien gegen die Abwanderung deutscher Unternehmen ins Ausland helfen weder dem BIP noch dem Wirtschaftsstandort Deutschland“, erläuterte Lothar Späth im Rahmen der Vorstellung seines Buchbeitrags. „Nur wenn Deutschland massiv in die Ausbildung von Spezialisten für Schlüsseltechnologien investiert, kann es im globalen Wettbewerb bestehen.“

Staudt betonte, dass es in Deutschland an der notwendigen Geschwindigkeit fehle, um Veränderungen herbeizuführen. „Wir sind einfach nicht schnell genug. Schlimmer noch: Mit dem Fall der New Economy halten viele das Internet für tot. Wirtschaftlich tot ist aber, wer die Veränderungskraft der informationstechnischen Revolution unterschätzt.“ Es klaffe eine erhebliche Lücke zwischen dem möglichen technischen Fortschritt einerseits und der öffentlichen Diskussion andererseits, die durch einen absoluten Mangel an Veränderungsbereitschaft geprägt sei.

Die Old Economy habe viele Ideen der New Economy adaptiert. Sie denke und handle bereits zunehmend in den Strukturen vernetzter Unternehmen. Auch die öffentliche Verwaltung erkenne den zunehmenden Nutzen der Informationstechnologie und ist nach den Beobachtungen des IBM Chefs heute der größte Investor. Mit E-Government werden nicht nur Kosten reduziert, sondern die Verwaltung schlanker, transparenter und bürgerfreundlicher.

„Wir müssen die aktuelle Transformationsphase nutzen, um den Sprung an die Spitze zu schaffen“, betont Staudt. Entschieden wendet sich der IBM-Chef gegen wirtschaftspolitische „Nebenkriegsschauplätze“, die von den zentralen Aufgaben ablenken: Ob die Bundesanstalt für Arbeit jetzt als Agentur tätig sei oder ABM-Maßnahmen als die letzte Rettung für den ostdeutschen Arbeitsmarkt gesehen werde, ändere substanziell nichts. Für Staudt gilt
eine grundsätzlichere Messlatte: „Die Zukunft unseres Landes hängt in erster Linie an technologie-basierten Innovationen und Produktivitätssteigerungen.“

Das Buch erscheint im Springer-Verlag und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Sein Preis: 24,95 Euro.

ZDNet hat in einem News-Report den Aufstieg und Fall der New Economy festgehalten.

ZDNet.de Redaktion

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