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Worldcom schießt weltweit Kurse ab

Eine neue Schockwelle geht durch die Weltwirtschaft. Der Finanzskandal bei Worldcom (Börse Frankfurt: WCO), einem der mächtigsten Telefonkonzerne der Welt, ließ am Mittwoch die Aktienkurse rund um den Globus in den Keller stürzen. Die Enthüllungen über die Buchhaltungs-Tricks bei dem Unternehmen aus Mississippi haben die Vertrauenskrise in der US-Finanzwelt weiter verschärft.

Die Folgen für die US-Wirtschaft wie die globale Konjunktur sind derzeit noch nicht überschaubar. Seit Ende des vergangenen Jahres im Gefolge der Enron-Pleite die Machenschaften bei dem Energiekonzern aufflogen, hat eine ganze Serie von Skandalen den Ruf von „Corporate America“ geschädigt. Gezielte Irreführung von Anlegern, trickreiche Manipulation von Bilanzen, skrupellose Selbstbereicherung von Unternehmensbossen – alles scheint möglich hinter den glitzernden Fassaden der Konzernimperien.

Die einst renommierte Beratungsfirma Arthur Andersen wurde wegen Behinderung der Justiz verurteilt – sie hatte tonnenweise Akten ihres Ex-Kunden Enron vernichtet. Bei der Geschäftsbank Merrill Lynch empfahlen Analysten den Kauf von Aktien, die sie intern als „Müll“ bezeichneten. Und sogar Martha Stewart, strahlende Leitfigur der amerikanischen Hausfrau, stürzte vom Sockel – die millionenschwere Herausgeberin von Magazinen und Ratgebern für den Haushalt soll in Insidergeschäfte verwickelt gewesen sein.

Auch Worldcom ist schon seit längerem schwer angeschlagen. Das Unternehmen mit 80.000 Mitarbeitern in über 65 Ländern sitzt auf einem Schuldenberg von 30 Milliarden Dollar. Der Marktwert des Konzerns stürzte von einst 115 Milliarden Dollar dramatisch auf unter eine Milliarde. Zudem hat die Firma schon seit einer Weile Ermittler der Börsenpolizei SEC am Hals. Nun kam heraus, dass der Konzern in diesem und im vergangenen Jahr insgesamt 3,85 Milliarden Dollar falsch verbuchte. Ausgaben waren als Guthaben verbucht worden. Die entsprechenden Bilanzpapiere hatte wieder einmal Arthur Andersen abgesegnet.

Wirtschaft und Märkte befänden sich im Zustand eines „schweren Schocks“ über die Skandal-Serie, sagte Stephen Roach, Chefökonom bei dem US-Bankhaus Morgan Stanley der Zeitung „Washington Post“. „Anzunehmen, dass es irgendwie vorbei ist oder das Schlimmste hinter uns liegt, ist naiv.“ In der Tat fragen sich nach dem Worldcom-Skandal rund um den Globus Analysten, Händler und Anleger, wie viele Leichen noch im Keller der US-Wirtschaft verborgen liegen.

Über die Auswirkungen des neuen Skandals auf die Konjunktur kann derzeit nur spekuliert werden. Nachdem einige Monate nach den Anschlägen des 11. September in der US-Wirtschaft vorsichtiger Optimismus gekeimt war, hat sich der Horizont wieder verdunkelt. Neben der Skandal-Serie dämpfen eine ganze Reihe von Faktoren die Stimmung: die wiederholten Terrorwarnungen, die Erwartung eines möglichen US-Angriffs gegen Irak, aber auch die nachlassenden Effekte der Zinssenkungen des vergangenen Jahres. Der Worldcom-Skandal dürfte die Verunsicherung der Anleger weiter steigern. Schon jetzt führt die Zurückhaltung an den Börsen dazu, dass viele US-Unternehmen zunehmend den Schwerpunkt auf die Senkung von Kosten legen, indem sie Abteilungen abstoßen und Stellen abbauen. Neuinvestitionen werden zurückgestellt – es sei „keine Frage“, dass dies dazu beitrage, die Erholung der Konjunktur zu verzögern, so John Makin, Ökonom am American Enterprise Institute, in der „Washington Post“.

ZDNet hat in einem News-Report den Aufstieg und Fall der New Economy festgehalten.

ZDNet.de Redaktion

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