US-Präsident George W. Bush hat sich über die Affäre um falsche Bilanzen beim Telefonkonzern Worldcom (Börse Frankfurt: WCO) empört gezeigt. Die Falschbuchungen seien „ungeheuerlich“, sagte Bush am Mittwoch beim G-8-Gipfel in Kanada. Er versprach eine eingehende Untersuchung des Vorfalls, der weltweit die Börsen auf Talfahrt geschickt hatte.
Der US-Telefonkonzern räumte Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden Dollar ein und schickte damit die Börsen rund um den Globus auf Talfahrt. Der Euro profitierte vom erneut erschütterten Vertrauen in die US-Wirtschaft und kletterte erstmals seit Januar 2000 wieder über die Marke von 99 US-Cent.
Worldcom-Chef John Sidgmore zeigte sich am Firmensitz in Clinton im US-Bundesstaat Mississippi „geschockt“ und entließ umgehend Finanzvorstand Scott Sullivan sowie Finanzkontrolleur David Myers. Gleichzeitig kündigte das ohnehin schon in Bedrängnis geratene Unternehmen die Entlassung von 17.000 Mitarbeitern an, um Kosten zu sparen. Die Worldcom-Aktie wurde vor Börsenbeginn am Mittwoch in den USA an der Nasdaq vom Handel ausgesetzt.
Die schlechten Nachrichten aus den USA schichten den Deutschen Aktienindex (DAX) kurz nach Handelsbeginn wieder unter die Marke von 4000 Punkten und zeitweise mit 3946,70 Zählern auf den tiefsten Stand seit Ende September. Im Laufe des Tages erholte sich der deutsche Leitindex wieder und notierte gegen 18.30 Uhr bei 4131 Punkten. Dies war zum Vortag noch ein Minus von 1,7 Prozent.
Größter Verlierer war am Abend der Chiphersteller Infineon (Börse Frankfurt: IFX; minus 5,6 Prozent) und der Finanzdienstleister MLP (minus 4,6 Prozent), der selbst seit Monaten wegen seiner Bilanzierungspraktiken in der Kritik steht. Auch die anderen europäischen Börsen verdauten die Schreckensnachricht aus den USA im Laufe des Tages zu großen Teilen. In London stand am Handelsende ein Minus von 2,1 Prozent, in Paris von 1,7 Prozent. Auch die Kurse an der Wall Street wurden in den ersten Handelsstunden ins Minus gedrückt, ein echter Crash blieb aber auch hier aus.
Finanzexperten sorgen sich derweil um die langfristigen Auswirkungen der Worldcom-Affäre. Die Aktionäre fragten sich, ob Worldcom nur die „Spitze des Eisbergs“ sei, sagte Carsten Klude vom Bankhaus M.M. Warburg der Nachrichtenagentur AFP. Er erinnerte dazu an den Zusammenbruch des US-Energiekonzerns Enron Ende vergangenen Jahres, der die größte Firmenpleite der US-Geschichte war. Auch Rainer Sartoris vom Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt betonte, es wachse die Furcht, ob es nicht auch bei anderen Unternehmen so aussehe wie bei Worldcom oder Enron.
ZDNet hat in einem News-Report den Aufstieg und Fall der New Economy festgehalten.
Kontakt: Uunet Deutschland (MCI-Worldcom-Tochter), Tel.: 0231/9720 (günstigsten Tarif anzeigen)
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