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Bluetooth kommt in Fahrt

Bluetooth kommt – wirklich. Wie oft hat man das schon gehört, und optimistische Prognosen für den Einsatz von Bluetooth sind kaum etwas Neues. Doch neue Anzeichen dafür, dass die allgemeine Verbreitung unmittelbar bevorsteht, sind schwer zu übersehen.

Die Erwartungen in der Vergangenheit waren sicherlich unrealistisch, und Bluetooth hat einige Scharten davongetragen. Am bekanntesten dürften die weit verbreiteten Berichte darüber gewesen sein, dass eine groß angekündigte Bluetooth-Demonstration auf der CeBit im April 2001 kläglich scheiterte.

Der daraus resultierende Image-Schaden sagt vielleicht mehr über den ganzen Rummel um Bluetooth als über die Technologie selber. Auch wenn Bluetooth in der Tat auf der CeBit ins Stolpern geriet, so hatte es sich am zweiten Tag der Konferenz wieder gefangen – war also doch noch ein Erfolg, so Joyce Putscher, Analyst bei In-Stat/MDR. Aber da war es schon zu spät, der Ruf war bereits ruiniert.

Das Feld bereiten
Seit jener Zeit ist Bluetooth erwachsen geworden. Nachdem es gezeigt hatte, dass es der Infrarot-Technologie überlegen war, nahm man irrtümlich an, Bluetooth werde als nächstes nach der Krone von Netzwerk-König Wi-Fi greifen. Heute wird Bluetooth mehr als eine Verbindungstechnik für kurze Distanzen angesehen, die mit Wi-Fi oder 802.11b koexistieren kann, wenn auch nicht immer friedlich. Da beide Technologien das nicht-reglementierte 2,4 GHz-Band nutzen, sind Interferenzen durchaus möglich.

Gegen Ende 2001 schon totgesagt, meldete Bluetooth sich mit Version 1.1 der Spezifikation zurück, die im Dezember 2001 verabschiedet wurde. Seit dieser Zeit hat die stetig zunehmende Zahl zertifizierter Produkte die Hoffnungen wiederbelebt. Heute führt die Bluetooth Qualification Program-Website mehr als 600 zugelassene Produkte auf.

In letzter Zeit finden sich auch prominente Fürsprecher für Bluetooth, darunter Palm und Microsoft – das schon fast so etwas wie eine komplette Kehrtwendung machte, als es einen Download ankündigte, der Windows XP Bluetooth-kompatibel macht, nachdem vorher noch verbreitet worden war, Windows XP würde Bluetooth nicht unterstützen.

Der letzte Anstoß
Wahrscheinlich werden Geschäfts-Anwender Bluetooth vor allem für kabelloses Drucken und das Synchronisieren von Adressbüchern, Kalendern und Dateien zwischen PCs, PDAs und Mobiltelefonen nutzen. Wenn der Laptop Bluetooth-fähig ist, kann man ein Internet-fähiges Mobiltelefon anschließen, um so ins Internet zu gelangen, auch wenn die schmalbandige Verbindung vielleicht eine Erklärung dafür ist, warum bisher kaum ein Laptop Bluetooth kann, viele aber integrierte Wi-Fi-Funktionen mitbringen. Etwas spektakulärer sind da vielleicht die Pläne von Autoherstellern, Autos mit Freisprech-Einrichtungen und Internet-Zugang zu versehen.

Wichtiger noch als der Internet-Zugang ist jedoch die Fähigkeit von Bluetooth, Geräte eigenständig zu vernetzen. Eine Gruppe von Leuten mit Bluetooth 1.1-Geräten kann spontan ein drahtloses PAN (Personal Area Network) einrichten und Informationen gemeinsam nutzen, ohne auf ein bestehendes drahtloses oder drahtgebundenes Netzwerk zurückgreifen zu müssen.

Ende März gab es von der IEEE einen weiteren Schub für drahtlose PANs mit der vorläufigen Zulassung des 802.15.1 Standards, der auf den Bluetooth 1.1-Spezifikationen beruht.

Außer der Herausforderung, all diese Produkte dazu zu bringen, miteinander zu kommunizieren, waren die hohen Kosten und der Stromverbrauch der Chips das letzte Hindernis für die allgemeine Akzeptanz von Bluetooth. Mit einem neuen Chip von Texas Instruments hat man da womöglich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Der Chip wird weniger als 4 Dollar kosten und so für die Geräte-Hersteller erschwinglich sein. Außerdem verrichtet ein einzelner Chip die Arbeit von sonst zweien, so dass der Stromverbrauch auf die Hälfte reduziert wird. Dies ist vor allem für PDAs und Handhelds eine gute Nachricht, bei denen die Akku-Kapazität begrenzt ist.

Verglichen mit den unverschämt hohen Kosten für derzeitige Zusatzkarten – die Bluetooth-Karte für Palm hat einen Listenpreis von 129 Dollar – könnten preiswerte Geräte mit integrierten Chips Bluetooth den endgültigen Schub verleihen, um sich einen Platz im zunehmend drahtlosen Unternehmen zu sichern. Nun, da die Abgrenzung gegenüber Wi-Fi klar ist, könnte sich das Kabelgestrüpp in vielen Büros zu lichten beginnen.

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ZDNet.de Redaktion

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