KOMMENTAR – Sommer ade – Scheiden tut weh? Wohl kaum! Zu viele Fehler sind dem gestern zurückgetretenen Telekom-Chef Ron Sommer in den letzten 24 Monaten seiner siebenjährigen Amtszeit unterlaufen. Zu lange hielt der Run auf Ron an, bis dieser endlich seinen Hut nahm. Und nun werden Aktionäre auf den Winter warten müssen, um Sommers endgültigen Nachfolger kennzulernen: Helmut Sihler soll als Übergangskandidat den Vorstand in den kommenden sechs Monaten führen.
Sicher hat Ron Sommer auch einige Erfolge vorzuweisen: Seit seinem Amtsantritt 1995 ist es ihm gelungen, aus dem ehemaligen Staatsbetrieb ein modernes Unternehmen zu machen. Dass dies alles andere als leicht ist, beweist ein Blick auf die Schwesterfirma Deutsche Post, die auch noch Jahre nach der Privatisierung oft dröge daherkommt. Vergessen werden darf auch nicht, dass Millionen Kleinanleger fabelhafte Gewinne mit der T-Aktie hätten einfahren können: Wenn ein Kursgewinn von über 600 Prozent (von 14 auf über 100 Euro) nach nur drei Jahren Anlagedauer nicht realisiert wird, tragen dafür auch schlechte Bankberater und gierige Anleger eine Mitverantwortung.
Genau hier leistete sich Sommer aber auch einige seiner größten Fehltritte: Seit dem Sturz vom Rekordhoch im März 2000, als die T-Aktie über 100 Euro kostete, zeigte sich der Telekom-Chef mit dem Kursverlauf öffentlich stets unzufrieden: Beim Stand von 60 Euro im Mai 2000 hielt er die Aktie für „stark unterbewertet“, ein Jahr später zeigte er sich angesichts eines Kurses von 25 Euro „tief überzeugt, dass es gelingt, aus dem Kurstief herauszukommen“. Vor wenigen Monaten dann verstieg sich der Telekom-Chef zu der Behauptung, angesichts eines Kurses von knapp 13 Euro sei die T-Aktie ein „Schnäppchen“ – wer damals einstieg, musste einen Verlust von bis zu 40 Prozent hinnehmen. Sommer verstieß mit seinen wiederholten Kommentaren zum Kursverlauf gegen den Usus, dass sich Vorstände nur äußerst selten zum Wohl und Wehe der eigenen Aktie äußern sollten – dafür muss er jetzt die Rechnung zahlen.
Auch sonst handelte der einstige Hoffnungsträger aus Haffa in letzter Zeit mit wenig Fortune: Die großen Fusionen blieben aus, die Übernahme von Voicestream, das einen Marktanteil von unter zehn Prozent am US-Mobilfunkmarkt hat, wurde zu teuer, der Schuldenberg mit zuletzt 67 Milliarden Euro nicht zuletzt dank UMTS immer höher. Auch das letzte Fettnäpfchen traf Sommer mit bewundernswerter Zielsicherheit: Wer sich angesichts eines Milliardenverlustes, zahlreicher Entlassungen und stark gesunkener Kurse eine Gehaltserhöhung von bis zu 90 Prozent leistet, mag sich im Recht fühlen: Schließlich wurde der Scheck für die Leistungen des Vorjahres ausgestellt. Ein solches Verhalten belegt jedoch mangelndes Feingefühl und Führungsschwäche. Dass er nun für seine Abdankung zwar keine Ablöse, aber bis zu 15 Millionen Euro Restlohn erhalten soll, rundet das Bild nur noch ab.
Seit der mit Buhrufen und Pfiffen angereicherten Hauptversammlung vom Mai wackelte der Stuhl Sommers immer stärker. Geradezu skandalös erscheint, wie sich Regierung und Opposition in die Debatte einmischten: Erst hieß es, der Bund hätte trotz seines 43-prozentigen Anteils am ehemaligen Staatsunternehmen die Gehaltserhöhung nicht verhindern können, dann plötzlich schien es möglich, dass Gerhard Schröder seinen Genossen Gerd Tenzer auf den Vorstandssessel heben könnte.
Noch peinlicher agierte der Aufsichtratschef Hans-Dietrich Winkhaus, der offensichtlich an Sommers Stuhl sägte, ohne einen Nachfolger in der Hinterhand zu haben. Man muss es nicht so derb sehen wie die Bildzeitung („Jetzt macht’s ein Rentner“), aber der 72-jährige Helmut Sihler ist in zweierlei Hinsicht nur zweite Wahl: Er gibt selber zu, zu alt für den Posten zu sein – Zitat: „Mein Alter sagt schon, dass das nur eine Interimstätigkeit sein kann“. Außerdem hat er durch seine langjährige Tätigkeit als Aufsichtsratschef für die Deutsche Telekom bis zum Jahr 2000 zahlreiche Entscheidungen mit zu verantworten. Ob ein Übergangskandidat dem Kurs der T-Aktie wirklich gut tut, wird sich zeigen. Zunächst hat der ehemalige Henkel-Chef zum Großreinemachen aufgerufen: Die Kosten müssen runter, die Schulden abgebaut werden – die T-Aktie stieg immerhin um vier Prozent.
OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.
Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…
Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…
Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.
Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…
Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…