Telekom-Debakel bringt Schröder in Nöte

Als Genosse der Bosse startete Gerhard Schröder vor vier Jahren im Kanzleramt. Eine begeisterte Unternehmerriege hatte ihm im Wahlkampf den Rücken gestärkt. Doch die Euphorie scheint spätestens seit dem Fall Sommer verflogen. Das tagelange Gezerre um den Chefposten bei der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) und die schließlich gefundene Notlösung hinterließen einen bitteren Nachgeschmack.

Am Ende gab es nur Verlierer – Ron Sommer in Ungnaden entlassen, sein Konzern im Ruf beschädigt und der Kanzler als Macher machtlos. „Von der Aufbruchsstimmung unter den Unternehmern hat sich einiges verbraucht. Ich glaube, dass sie sich enttäuscht von der wirtschaftlichen Entwicklung ein bisschen von Schröder abgewandt haben“, sagt der Kapitalmarktexperte Wolfgang Gerke. Wendepunkt sei der Fall Holzmann gewesen.

Als der Frankfurter Baukonzern im März Pleite ging, nachdem Schröder zwei Jahre zuvor versucht hatte, ihn mit Steuergeldern zu retten, sei klar gewesen: „Das kurzfristige Krisenmanagement hat langfristig mehr Schaden angerichtet.“ Das Gleiche habe sich bei den Versuchen gezeigt, mit leichter Hand den Telekom-Chef Ron Sommer auszuwechseln. „Als der bessere Wirtschaftskapitän steht Schröder nicht mehr da“, sagt Gerke. Einer, der ihn das deutlich spüren lässt, ist Michael Rogowski, Chef des Bundesverbandes der Industrie (BDI).

Während dessen Vorgänger Hans-Olaf Henkel vor vier Jahren noch Feuer und Flamme für den niedersächsischen Kanzlerkandidaten und seine Reformprojekte war, ist Rogowski deutlich skeptischer. Als der BDI-Chef vor kurzem in Berlin die Wahlprüfsteine seines Verbandes vorstellte, stellte er der rot-grünen Arbeitsmarktpolitik ein verheerendes Zeugnis aus. Und als Schröder einen Nachfolger für Telekom-Chef Sommer brauchte, meldeten sich keine illustren Freiwilligen. Schon Anfang Juli hatte der Kanzler in einem Brief an 26 führende Unternehmer für seine Politik geworben, unter ihnen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Siemens-Chef Heinrich von Pierer und Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle. „Ihren Befund eines zunehmenden Rückgangs Deutschlands im internationalen Wettbewerb vermag ich anhand der vorliegenden Daten und Fakten nicht nachzuvollziehen“, beklagte er sich bei den Wirtschaftsbossen. Im Übrigen sei es falsch, „das bisher Erreichte klein zu reden oder gar zu bestreiten“.

Neun Wochen Zeit bleiben bis zur Bundestagswahl, um die Unternehmer noch zu überzeugen. „Die Fakten machen es ihm im Moment schwer“, sagt Gerke. „Jetzt muss er hoffen, dass die Opposition ein paar Fehler macht.“ Am Mittwoch waren bereits Demoskopen mit einem ersten Stimmungsbild beim Wahlvolk zur Stelle. Nach der Umfrage des Bielefelder TNS-Emnid-Instituts für die „Wirtschaftswoche“ hält sich der Schaden für den Kanzler in Grenzen: Für vier von fünf Wählern spielt das Thema Telekom demnach bei ihrer Wahlentscheidung überhaupt keine Rolle. Der Parteienforscher Peter Lösche gibt indes in der Münchener „Abendzeitung“ (Donnerstagsausgabe) zu Bedenken: „Das alles schadet Schröders Wirtschaftskompetenz, während Stoiber hier vorne liegt.“

Kontakt: Deutsche Telekom, Tel.: 0800/3301000

ZDNet.de Redaktion

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