Ossi Urchs, „Philosoph und Internet-Visionär“, führte gestern Abend im Münchner Seehaus durch eine von IBM (Börse Frankfurt: IBM) veranstaltete Diskussionsrunde. Manager und Professoren sowie ein ehemaliger Fußballnationalspieler sollten sich zum Thema „Komplexität und Geschwindigkeit von Unternehmensprozessen“ äußern. Die Frage lautete, ob es sich bei neuen Technologien wie Business Integration, Web Services, Advanced Collaboration und GRID/Autonomic Computing um einen „hehren Anspruch oder nur heiße Luft“ handelt.
Während der Diskussionsrunde hatte nur einer gut lachen: Der Schweizer Soziologie-Professor Kurt Imhof. Er rechnete mit den versammelten IT-Managern ab und stellte sie als Träger des computerisierten Pathos an den Pranger. „Die Technikreligion und das Aphrodisiakum dot.com war der Treiber der New Economy. Da trat eine Branche mit dem Heilsversprechen an, alles einfacher zu machen. Das sorgte für neue Komplexität und unwiderlegbar für Arbeitsplätze. Aber es ist wie die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, also eigentlich ein Witz. Die Technikreligion verhielt sich tautologisch“, erklärte Imhof. „Die Informationsindustrie schuf über die Technikreligion die Bedürfnisse, die es wiederum durch IT zu bewältigen galt. Dafür wurden immer neue Begriffe kreiert: Wissensmanagement. Issues Management. E-Learning. Etc, etc. “
Der Witz wurde von Dietrich Schreiner, IT-Chef von Daimler-Chrysler und Richard Nussdorf, Geschäftsführer CSA Consulting, nicht recht verstanden. Gnadenlos warfen sie unter einem Schwall von Begrifflichkeiten, wie sie die Branche seit fünf Jahren vor sich herwälzt – „Integration“, „Innovationszyklus“, „Videokonferenzen“ – neue Schlagwörter in die Runde, so etwa „E-Collaboration“ oder auch „Proactive Infrastructure“. Diese neuen Schlagwörter sollten innovative Techniken definieren, die – natürlich – die Komplexität reduzieren helfen sollten, also alles einfacher machen.
Auch andere Mitdiskutanten wollten oder konnten der Argumentation Imhofs nicht folgen und bestätigten dadurch ebenfalls genau die Beobachtung des Professors. „Wir leben in einer Zeit schnellster Veränderungen mit rasch zunehmender Komplexität“, hielt etwa Peter Schütt, Lotus-Manager Zentraleuropa, gegen die These Imhofs. Sein Heilmittel: „Verkürzung der Zykluszeiten von Software und anderen Produkten.“ Dass er damit genau das vorexerzierte, was Imhof als „Schaffung neuer Komplexität“ gebrandmarkt hatte, schien auch er nicht zu bemerken. Dem neben ihm sitzenden Imhof jedenfalls entfuhr ein schelmisches „Hihi“.
Die anwesenden IT-Manager schienen in ihren Denkstrukturen zu eingefahren, als dass sie das eigene Handeln aus einer Meta-Ebene betrachten konnten, wie es der Professor aus Zürich tat. Leider hatte dieser auch keine Lösung für die zunehmende Komplexität, eher im Gegenteil: „Derzeit werden die gefeierten Unternehmen der 90er mitsamt ihren CEO-Geschichtenerzählern und Technikvisionen und Science Fiction-Storys einer kritischen Reflexion unterzogen. Die ganze Branche ‚groundet‘ auf dem harten Boden der Sättigungskurve. Das eingetretene Orientierungsvakuum – so Leid es mir tut – wird pessimistisch gefüllt. Ich sehe die Branche in weiten Teilen am Ende.“ Laut Imhof würde es einer neuen Technik und einem neuen, damit verbundenen Boom bedürfen, um wieder Schwung in die Wirtschaft zu bekommen. Die Frage bleibt, ob dies innerhalb der Hightech-Branche geleistet werden kann, wie sich Lotus-Manager Schütt überzeugt zeigte, oder ob sich dafür eine neue Branche entwickeln muss, wie es die Thesen Imhofs andeuteten.
Ach ja: Der am Rande des Podiums sitzende Ex-Fußballer Hansi Müller freute sich, einen Handheld bedienen zu können und berichtete von seinen Kindern, die so viel leichter als er selbst mit dem Computer umgingen. Auch eine Art, Komplexität zu reduzieren.
Als Gastgeber trat Jürgen Gallmann auf, Vice President IBM AWG Central Region. Moderator Ossi Urchs veranstaltete in den vergangenen Jahren unter anderem die Internet World in Berlin. Auf dem Podium saßen:
ZDNet hat in einem News-Report den Aufstieg und Fall der New Economy festgehalten.
OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.
Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…
Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…
Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.
Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…
Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…