Frage: Sie hatten das Konzept der öffentlichen Marktplätze kritisiert, und behauptet, diese seinen zum Scheitern verurteilt. Glauben Sie immer noch, dass private Extranets die bessere Wahl sind?
Seegers: Ich sehe für die privaten Marktplätze ganz klar eine aussichtsreiche Zukunft. Selbst als alle Unternehmen sich für die öffentlichen Marktplätze interessierten, setzen wir auf private Marktplätze. Die von uns für GE betriebene private Domäne umfasst 40.000 Lieferanten, und dieses Jahr wird GE Waren und Dienstleistungen im Wert von 20 Milliarden US-Dollar über den privaten Marktplatz von GXS einkaufen.
Frage: Wie schwierig ist es angesichts der gegenwärtigen finanziellen Krise, CIOs zu einer Kaufentscheidung zu bewegen?
Seegers: Das Ganze ist recht interessant. Früher fielen diese Entscheidungen ausschließlich in das Aufgabengebiet des CIOs – heute sind die COOs und CFOs dafür zuständig. Meiner Meinung nach sind die Verkaufszyklen im Vergleich zu den letzten 12 Monaten gleich geblieben. Es ist in den vergangenen Monaten keine Verschlechterung eingetreten, jedoch auch keine Verbesserung.
Frage: Der Umsatz fiel im ersten Quartal von 170 auf 105 Millionen US-Dollar, das hört sich nicht gerade nach Trendwende an.
Seegers: Dabei ist zu beachten, dass im ersten Quartal auch die Firmenveräußerungen enthalten sind und somit kein direkter Vergleich zum Vorjahr möglich ist. Zudem brauchen wir keine Trendwende, unser E-Commerce-Geschäft hat sich in den letzten vier Jahren verdoppelt.
Frage: Was die Trendwende in der E-Commerce-Branche als Ganzes betrifft, wie sehen Ihre Prognosen aus?
Seegers: Ein wirtschaftlicher Aufschwung wird sich erst mit Verzögerung bemerkbar machen. Das wird wahrscheinlich in sechs bis zwölf Monaten der Fall sein.
Frage: Was wird Ihrer Meinung nach in der zweiten Hälfte dieses Jahres die größte technologische Errungenschaft im E-Commerce-Bereich sein?
Seegers: Es wird viel über Web Services berichtet werden. Obwohl diese in aller Munde sind, fehlt es an Substanz. Ich glaube, dass XML immer weiter fragmentiert werden wird, da sie nicht die Universalsprache darstellt, die alle erhofft hatten.
Frage: Glauben Sie, dass Standardgremien das Problem lösen könnten?
Seegers: Leider kann ich mir das nicht vorstellen. Ich sehe keine Bereitschaft der Branche, sich auf einen XML-Standard zu einigen.
Frage: Da heute jeder nach seinen Prognosen für die Zukunft befragt wird, die Frage auch an Sie: Wann wird die Flaute im E-Commerce vorüber sein und welche Faktoren sind hierfür entscheidend?
Seegers: Zunächst einmal muss es einen allgemeinen Aufschwung geben. Auch wenn es uns in der IT-Branche nicht gefällt, entscheiden die Unternehmen noch immer recht willkürlich über ihre IT-Ausgaben. Eine andere von uns und einigen Wettbewerbern ermöglichte Errungenschaft gibt jedoch Anlass zu Optimismus: Dank neuer Technologien können Dritt- und Vierthändler sehr viel kosteneffizienter elektronischen Handel betreiben. Es bleibt zu hoffen, dass kleine und mittlere Unternehmen im Internet bald wie die großen Anbieter auftreten können.
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