SED-Politbüro geht ins Internet

Das hätten sich die SED-Anführer von damals sicher nie träumen lassen: Ab Montag kann die ganze Welt die Liste der Sitzungen des Politbüros von seiner Gründung bis 1960 mit allen Tagesordnungspunkten und einem Findbuch zu den dort nicht behandelten Vorlagen online unter www.bundesarchiv.de abrufen. Diese Unterlagen waren bis zur Auflösung der DDR streng geheimes Material.

„Diese Dokumente waren zu DDR Zeiten selbst für die dortige Forschung nicht erreichbar. Wir wollen jetzt sukzessive die Verzeichnisse nach 1960 ins Netz stellen. Bisher liegen diese Dokumente aber noch nicht digital vor und deswegen können wir sie zurzeit nicht ins Netz stellen“, so Angelika Menne-Haritz im Gespräch mit ZDNet.

Diese Listen gehören zu den Beschreibungen der Bestände der Stiftung „Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv“. Sie umfassen neben den Unterlagen der SED die Akten des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund), der FDJ (Freie Deutsche Jugend), der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft sowie mehr als 400 Nachlässe. Auch die 1,6 Millionen Bände der Bibliothek, viele davon Veröffentlichungen aus den Massenorganisationen oder amtliche Publikationen, werden hier zusätzlich zu den alphabetischen Katalogen im Zusammenhang recherchierbar.

Mit dem neuen Online-Angebot werden nun zum ersten Mal ausführliche Beschreibungen für die Bestände des Bundesarchivs ins Internet gestellt. Darin findet man Informationen über die Entwicklung der Regierungen und zentralen Behörden seit 1871, über die Personen, die dort leitend tätig waren und über die Akten und Aufzeichnungen, die auf ihren Schreibtischen entstanden. Man sieht, wie lange eine Dienststelle existiert hat. Dazu erfährt man, wie ihre Unterlagen heute im Bundesarchiv benutzt und ausgewertet werden können. In der nächsten Zeit werden weitere Online-Findbücher erstellt, die mit der Bestandsübersicht verlinkt werden und direkt zu den Akten hinführen.

Wer einen Blick in die Dokumenten werfen möchte, hat hierzu zwei Möglichkeiten: „Entweder die Bürger kommen direkt zu uns nach Berlin oder sie können die Unterlagen als Kopie der Mirkofische bestellen und bekommen sie dann zu moderaten Preisen zugeschickt“, so Menne-Haritz.

ZDNet.de Redaktion

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